Der Autor Hamed Abdel-Samad stellte am Mittwoch sein neues Buch „Der islamische Faschismus“ vor. Im „Buch und Medienhaus Hübscher“ in Bamberg erklärt er, dass Demokratie und politischer Islamismus einander ausschließen. Vor einem Jahr wurde in Kairo eine Todes-Fatwa gegen Abdel-Samad wegen seiner kritischen Äußerungen ausgerufen.
In Zeiten, in denen der IS und die Muslimbruderschaft immer mehr Macht gewinnen, wird auch in deutschen Talkshows wieder verstärkt über das Thema Islamismus diskutiert. Islamexperten, Imams und Muslime sitzen gemeinsam an einem Tisch und sind sich einig: Die Radikalisierung von religiösen Gruppen habe absolut nichts mit der Religion, dem Islam, zu tun. Aber stimmt das?
Hamed Abdel-Samad verurteilt diese Denkweise. Im Jahr 1995 verließ er mit 23 Jahren seine Heimatstadt Kairo, wo er Englisch, Französisch und Japanisch studiert hatte, und zog nach Deutschland, um Politik in Augsburg zu studieren.
„Zurückhaltung wird nichts verändern, man muss sich äußern und kritisieren“, sagt er am Mittwochabend in der Buchhandlung Hübscher in Bamberg. Und genau dies tut Abdel-Samad. Er schreibt kritische Bücher über den Islamismus und zieht Parallelen zum Faschismus.
Vor mehr als einem Jahr verärgerte er damit islamische Gelehrte in Kairo dermaßen, dass diese im ägyptischen Fernsehen zum Mord an Abdel-Samad aufriefen. Er flüchtete zurück nach Deutschland und begann eine Vortragsreise. Am Mittwoch, dem 22. Oktober, stellte er sein neues Buch „Der islamische Faschismus“ im Hübscher am Grünen Markt vor.
Abdel-Samad vergleicht die totalitären Elemente des Islamismus mit denen des Faschismus und zeigt, wie diese Bewegungen fast gleichzeitig entstanden sind. In seinem Buch geht er zurück in die Vergangenheit, beschreibt die Entstehungsgeschichte des Islam und den Einfluss des Ur-Islam auf die heutige Politik.
„Im Mittelalter war der Orient eine Hochkultur und das lag nicht am Islam“, meint Abdel-Samad. „Immer, wenn die Scharia Macht hatte, ging es den Bach herunter.“ Das wichtigste Problem sei vor allem, dass der Islam nicht kritisiert werde.
„Wenn ein Christ Ihnen sagt, das Alte Testament, in dem auch frauenfeindliche Passagen vorkommen, sei das Wort Gottes, dann werden wir ihn belächeln. Doch wenn ein Moslem das sagt, müssen Sie es akzeptieren, weil Religionsfreiheit herrscht.“ Diese Zurückhaltung gegenüber des Islam sei grundlegend falsch.
Beispielsweise seien Hexenverfolgung und Kreuzzüge im Mittelalter durch den Missbrauch der Lehre Jesu entstanden. „Die IS-Leute setzen allerdings genau das um, was in der islamischen Geschichte stattgefunden hat“, so Abdel-Samad.
Die Unterscheidung im Mittelalter von weltlicher und geistlicher Macht, von Staat und Kirche, habe in den europäischen Ländern eine starke Zivilgesellschaft und eine Demokratie geformt.
„Die Stadt Bamberg kann davon ein Lied singen“, nennt der Politologe als Beispiel. Die Bürger der Domstadt hatten sich zusammenschließen müssen, um eigenständig ein Rathaus zu finanzieren, das sie dann in den Fluß bauten: das heutige „Alte Rathaus“.
Im Islam war allerdings der Kalif Papst und Kaiser zugleich und auch zu Zeiten des Propheten Mohameds wurden Minderheiten, wie Juden und Mekkaner, bekämpft. Auch heutzutage legitimierten die Muslimbrüder diese Gewalttaten damit, dass es sich um „Ungläube“ handle.
Abdel-Samad fordert die Trennung von Religion und Staat, vor allem in Schulen. „Ich bin gegen Islamunterricht“, erklärt er, „es ist nicht die Aufgabe des Staates eine Religion zu lehren“. Das Angebot von Moscheen und Kirchen sei genug.
Der deutsch-ägyptische Politologe verdeutlicht dies an einem Beispiel: „Wenn Sie Pizza essen wollen, gehen Sie in eine Pizzeria oder bestellen sich Pizza. Religionen bringen Pizzen überall hin, egal ob Sie sie wollen oder nicht.“ Anstatt Muslimen das Privileg zuzusprechen, Islamunterricht in Schulen geben zu dürfen, sollten diese Privilegien von den Kirchen an den Staat gegeben werden. „Denn der politische Islam verbirgt sich vor allem hinter den Islamverbänden.“
Die Lesung in Bamberg war Hamed Abdel-Samads letzte in Deutschland. „Er wird bald in ein anderes Land gehen, um dem Druck zu entgehen Polizeischutz zu brauchen“, so Michael Genniges, Geschäftsführer der Buchhandlung Hübscher.