Nach wie vor kämpft der FC Eintracht Bamberg 2010 – etwa gut einen Monat nach dem gestellten Antrag auf Insolvenz – um die Rettung des Vereins. Jörg Schmalfuß, seit Anfang März Interimsvorsitzender, führt nach wie vor nahezu täglich Gespräche, um den FCE trotz angespannter wirtschaftlicher Lage in eine Zukunft führen zu können.
„Seit dem Insolvenzantrag vom 29. März arbeiten viele ehrenamtliche Helfer aus mehreren Abteilungen an der Stabilisation der Basis und verfolgen alle möglichen Pläne, um unseren 800 Mitglieder zählenden Verein eine Zukunft zu geben“, so der 30-Jährige, dem ein sauberes Insolvenzverfahren als einzigst mögliche Variante erscheint.
„Langsam geraten wir unter Zeitdruck“
Der Sportökonom blickt daher nach vorne: „Wie bereits öffentlich kommuniziert, benötigen wir für die Eröffnung des Verfahrens inklusive Insolvenzquote und Erhalt des Vereins- und Spielbetriebs bis zum Saisonende eine Summe von rund 80.000 Euro. Bisher sind Gelder eingegangen, darüber sind wir im Verein sehr sehr dankbar. Allerdings reicht diese Summe nicht aus, um das Verfahren einzuleiten und dem Verein eine Zukunft zu ermöglichen. Auf jeden Fall sehen wir nach wie vor eine Möglichkeit, den FC Eintracht Bamberg zu retten und somit den Mitgliedern weiterhin eine sportliche Heimat zu geben. Nicht vergessen dürfen wir die über 400 Kinder, die im Verein Fußball spielen. Allerdings stehen wir bei der Entscheidung über eine Eröffnung oder Ablehnung unseres Insolvenzantrages und der damit verbundenen Planungssicherheit jetzt unter extremen Zeitdruck.“ Der Vorsitzende wirbt daher noch einmal um Unterstützung, kann sich jedoch auch gut in die Gefühlswelt potentieller Geldgeber versetzen: „Wir wissen, dass es vielen Leuten schwer fällt, Vertrauen zu schenken. Dafür ist in den letzten Jahren zuviel Porzellan zerschlagen worden. Als Geschäftsleiter zweier Unternehmen weiß ich nur zu gut, dass man hart arbeiten muss, um Geld zu verdienen. Aber wir kämpfen, solange es eine reelle Möglichkeit gibt, den Verein zu retten. Und die gibt es.“
Treuhandkonto für Geldgeber eingerichtet – „Wollen kein Geld verbrennen“
Besonders wichtig ist Jörg Schmalfuß, dass Geldgeber keine Angst haben müssen, Geld in den Verein zu investieren, das dann möglicherweise wegen einer Insolvenz doch verloren ist und der Verein von der Bildfläche verschwindet. „Wir haben ein Treuhandkonto eingerichtet, das von einem Rechtsanwalt verwaltet wird. Die Gelder werden jetzt nicht angerührt und nur dann verwendet, wenn es definitiv weitergeht. Somit verbrennen wir kein Geld. Sollte es keine Rettung geben, erhalten die Geldgeber ihre Geld zurück. Nach Rücksprache mit dem vom Gericht bestellten Gutachter, der wohl auch als Insolvenzverwalter fungieren wird, ist diese Vorgehensweise rechtlich korrekt.“ Dass diese Gelder schon jetzt zur Begleichung von Verbindlichkeiten verwendet werden, sei so Jörg Schmalfuß dem Grunde nach sehr wünschenswert und vor allem moralisch absolut richtig, „das ist für uns keine Frage. Rechtlich gesehen geht das jedoch nicht. Darauf wurden wir eindringlich hingewiesen. Würden wir dies tun, würden wir rechtswidrig handeln. Der Insolvenzveralter würde sich das Geld wieder zurückholen und die Gläubiger hätten dann nichts davon. So ist nun mal die Rechtslage.“
Insolvenzantrag war unvermeidbar – „Gutachter hat dies bestätigt“
Jörg Schmalfuß nimmt Meldungen und Kommentare, die vor allem auf Onlineportale zu lesen sind, zum Anlass, erneut auf die Fakten hinzuweisen: „Uns allen ist durchaus bewusst, dass es Menschen gibt, die durch das Insolvenzverfahren auf Geld verzichten müssen. Das ist bedauerlich, aber nun mal nicht zu vermeiden, zumal die neue Vorstandschaft das nicht zu verantworten hat. Zusammen mit meinen neu in den Vorstand gewählten Kollegen habe ich nach der Neuwahl Ende Dezember eine Bestandsaufnahme gemacht und festgestellt, dass die bestehenden Verbindlichkeiten und die bis zum 30. Juni anfallenden Ausgaben durch Einnahmen bei weitem nicht abgedeckt sind. Warum das so ist, kann und will ich nicht beurteilen, das steht mir nicht zu. Wir halten uns an die Fakten, die wir vorgefunden haben. Und die ergaben, dass der Insolvenzantrag unvermeidbar war. Dies hat uns auch der vom Gericht bestellte Gutachter klar und deutlich bestätigt. Die jetzige Vorstandschaft hat sich somit nichts vorzuwerfen.“