Brose Bamberg schlägt Mailand trotz schwacher erster Halbzeit nach Verlängerung
Brose Bamberg kann auf internationalem Parkett auch die engen Spiele zu seinen Gunsten entscheiden. Im Heimspiel gegen den italienischen Meister EA7 Emprio Armani Mailand setzten sich die Oberfranken nach einem erneut sehr harten Kampf – dieses Mal allerdings über 45 Minuten – knapp mit 106:102 (91:91, 38:46) durch.
Dabei tat sich der deutsche Titelträger über weite strecken der Partie, insbesondere jedoch in der ersten Halbzeit, sehr schwer seinen Spielrhythmus zu finden. Immer wieder störten teils unnötige Ballverluste – insgesamt hatte Brose zur Pause bereits zwölf Turnover in der Statistik stehen, am Ende waren es 16 – den oberfränkischen Offensivrhythmus. Da Mailnds sonst so starke Offensive zunächst aber auch noch stotterte, verlief das erste Viertel noch weitestgehend ausgeglichen. Angeführt von Alessandro Gentile und dem ehemaligen Bamberger Rakim Sanders übernahmen die Tifosi in den zweiten zehn Minuten dann aber endgültig die Kontrolle und zogen fast mühelos davon, während Bamberg fast schon verzweifelt versuchte, dagegenzuhalten.
Drei Dreier in Serie läuten Wende ein
1:49 Minuten vor der Halbzeitpause bedeutete ein Sanders-Dreier das 46:29 und viele Fans in der BROSE ARENA befürchteten schon ein Debakel für die zweite Halbzeit. Urplötzlich schien dann allerdings der Knoten zu platzen. Binnen der letzten 86 Sekunden brachten Darius Miller (2) und Nicoló Melli (1) drei Dreier im italienischen Korb unter und konnten den ersten Durchgang beim 38:46 noch versöhnlich beenden und so wieder für etwas Hoffnung auf den Rängen sorgen.
Die Energie aus der Schlussphase der ersten Halbzeit konnten die Bamberger über die 15minütige Spielunterbrechung aufrecht halten und legten im dritten Viertel los, wie die Feuerwehr. Allen voran waren es wieder Darius Miller und Nicoló Melli, die ihr Team pushten. Unterstützung bekamen die beiden von Leon Radosevic, der sich unter dem Korb immer besser in Szene setzen konnte. Binnen kürzester Zeit hatten die Domstädter so das Spiel zu ihren Gunsten gedreht (50:49, 24. Min.) und bauten ihren Vorsprung auch dank eines Vier-Punkte-Spiels von Miller bis kurz vor der letzten Viertelpause auf sechs Zähler (60:54) aus.
Ex-Bamberger Sanders schlägt zurück
Trotz bombastischer Stimmung in der Frankenhölle blieben die Norditaliener cool. Ausgerechnet Rakim Sanders, der sich an seiner früheren Wirkungsstätte immer noch sehr wohl zu fühlen schien, bließ zur Aufholjagd. Durch ihr blitzartiges Offensivspiel gaben die Armani-Jungs dieser Partie noch im dritten Spielabschnitt erneut eine Wendung und nahmen ein 64:61 mit ins Schlussviertel. Dort ließ sich Brose Bamberg nicht noch einmal abschütteln und es entwickelte sich der erwartete Krimi. Über das gesamte Viertel hinweg blieb es ein Kopf-an-Kopf-Rennen und am Ende hatte der deutsche Meister in den Schlusssekunden den Sieg erneut in eigenen Händen. Ein Foul der nicht so cleveren Art von Fabien Causeur an Ricky Hickman, der noch in der eigenen Hälfte den Verzweiflungsdreier ansetzte, bescherte Mailand beim Stand von 91:88 zugunsten der Hausherren drei Freiwürfe, die die Verlängerung besiegelten.
Miller und Zisis nervenstark
Die Overtime sollte die ohnehin schon angespannten Nerven aller Beteiligten nochmals auf eine Zerreißprobe stellen. Beide Mannschaften schenkten sich weiterhin nichts und die Führung wechselte hin und her. Die Mannen von Cheftrainer Andrea Trinchieri zeigten nach ihrer starken Aufholjagd allerdings weiter Charakter und trotzten ihrer Müdigkeit. Am Ende konnten sich die Bamberger auf Darius Miller und Nikos Zisis verlassen, die sich als nervenstarke Freiwerfer erwiesen und den knappen 106:102-Erfolg am Ende über die Zeit brachten.
Obwohl Darius Miller die letzten Sekunden dieser Begegnung nach seinem fünften Foul auf der Bank verbrachte, wurde er zum „Man of the Match“ gewählt. Der US-Amerikaner führte sein Team mit 27 Punkten – darunter 6/11 Dreier -, fünf Rebounds, drei Assists und vier Ballgewinnen zum Sieg. Neben den ebenfalls stark spielenden Nicoló Melli (15 Punkte, 9 Rebounds) und Leon Radosevic (14 P., 3 R.) gehörte am Ende auch Nikos Zisis zu Bambergs Matchwinner. Der Grieche spielte zunächst – wie seine gesamte Mannschaft auch – eine grottenschlechte erste Halbzeit, stand nach der Pause jedoch sinnbildlich für die Leistungssteigerung der Gastgeber. Vor allem von der Freiwurflinie zeigte der Guard mit 9/9 keine Nerven und war in der fünfminütigen Sonderschicht Bambergs Lebensversicherung.
Brose Bamberg: Miller (27 Punkte), Melli (15), Radosevic (14), Zisis (13), Strelnieks (10), Causeur (9), Theis (7), Harris (5), Heckmann (3), Lô (3)
EA7 Emporio Armani Mailand: Sanders (25), Gentile (18), McLean (17), Hickman (15), Dragic (8), Simon (6), Raduljica (5), Pascolo (4), Kalnietis (4)
Fazit von Brose-Headcoach Andrea Trinchieri:
„Meine Spieler waren, vor allem mental, herausragend in der Verlängerung. Wir hatten eine tolle zweite Halbzeit, in der wir das Spiel kontrolliert haben. Allerdings, wann immer wir uns etwas absetzen konnten, bekamen sie Freiwürfe und konnten die Lücke schließen. Aber wir waren stärker. Meine Spieler waren großartig. Es kommt nicht häufig vor, dass man ein Spiel wie dieses sieht: 106:102. Ein Spiel, in dem wir mit 17 Punkten hinten lagen. Wir haben nicht viel richtig gemacht in der ersten Halbzeit. Aber wir haben einen Weg gefunden, zurückzukommen. Es war ein tolles Spiel für uns. Wir sind am leben!“
Fazit von Brose-Forward Darius Miller:
„Wir hatten gute Spielzüge. Sie aber auch, haben es uns daher sehr schwer gemacht. Wir hatten immer wieder Spiele in der Vergangenheit, wo wir ganz nah dran waren, aber den Sack nicht zugemacht haben. Daher fühlt es sich heute super an, dass wir es endlich einmal geschafft haben, ein knappes Spiel für uns zu entscheiden. Vor allem vor unseren Fans, die uns jedes Spiel unglaublich unterstützen. Wir leben von ihrer Unterstützung und konnten den Sieg heute dank ihnen einfahren.“
Vladimir Veremeenko fehlte mit Rückenproblemen
Vor dem Spiel musste Coach Trinchieri noch eine Hiobsbotschaft verkraften. Vladimir Veremeenko konnte gegen EA7 Emporio Armani Mailand aufgrund von Rückenbeschwerden nicht eingesetzt werden. Nach dem Ludwigsburgspiel wurde beim Centerspieler eine Schwellung im unteren Rückenbereich diagnostiziert. Ob der Weißrusse am Sonntag gegen den FC Bayern München Basketball wieder zum Einsatz kommen kann, wird kurzfristig entschieden.