Brose Bamberg brilliert trotz Euroleague-Stress und spielt ausgeruhte Bayern an die Wand
Brose Bamberg hat am achten Spieltag ein riesengroßes Ausrufezeichen an die restliche Liga geschickt. Im absoluten Topspiel des Wochenendes landete der Meister gegen seinen wohl schärfsten Rivalen, den FC Bayern München Basketball, einen nie gefährdeten 90:59 (43:29)-Kantersieg.
Bereits vor dem Spiel musste Brose Bamberg allerdings eine Hiobsbotschaft verdauen, denn neben Vladimir Veremeenko fehlte Coach Andre Trinchieri kurzfristig auch noch Elias Harris. Der Brose-Kapitän zog sich im Freitagstraining eine Verletzung zu. Am Samstagmorgen ergab ein MRT, dass sich der Nationalspieler einen Einriss im Meniskus des rechten Knies zuzog. Über die Dauer des Ausfalls kann erst nach einem operativen Eingriff, der am Dienstag bei Kniespezialist Dr. Eichhorn in Straubing durchgeführt wird, Auskunft gegeben werden.
Auch ohne seinen Kapitän an Bord spielte Brose Bamberg eine bärenstarke erste Halbzeit und hatte den selbsternannten ersten Herausforderer aus München über weite Strecken fest im Griff.In der Verteidigung übten die Hausherren viel Druck aus, sodass die Bayern-Offensive kaum zur Entfaltung kam. Der eigene Angriff verteilte sich auf der Gegenseite auf mehrere Schultern. Angeführt von Fabien Causeur, der 14 Punkte bei einer Trefferquote von 63 Prozent auflegte, spielten die Bamberger ihren Kontrahenten mit einem berauschenden Spiel phasenweise an die Wand.
Bamberg wehrt kurzes Bayern-Aufbäumen locker ab
Lediglich zu Beginn des zweiten Viertels hatten die Mannen von Trainer Djordjevic eine starke Phase. Doch mit den Fans im Rücken wehrte Bamberg das erste Münchener Aufbäumen ab und fand zu seinem Spiel zurück. Kurz vor dem Seitenwechsel betrug der Brose-Vorsprung 17 Zähler (43:27), ehe Nihad Djedovic mit seinem Treffer den 43:29-Pausenstand markierte.
Über Devin Booker versuchten die bayerischen Landeshauptstädter nach dem Seitenwechsel eine erneute Aufholjagd anzustrengen, doch der Meister hatte im Stile einer Spitzenmannschaft stets die passende Antwort parat. Im dritten Spielabschnitt kam diese vorwiegend von Patrick Heckmann, der defensiv nicht nur hervorragend gegen Bryce Taylor & Co. auf dem Flügel verteidigte, sondern vorne auch immer wieder mutig den Korb attackierte und sich selbst mit erfolgreichen Abschlüssen belohnte. Als dann auch noch Nicoló Melli und Maodo Lô ihre Dreier im Bayern-Korb versenkten, erreichte Brose in der 28. Spielminute die 20-Punkte-Grenze (61:41) und damit die Vorentscheidung im „Duell der Alphatiere“.
Der Rest der Partie war aus Sicht der Oberfranken ein reines Schaulaufen, während sich die Korbjäger von der Isar in ihr Schicksal ergaben. Zwar gelang den Domstädtern offensiv auch nicht alles, doch die Abwehr stand bis zum Schlusspfiff bombensicher und machte den Gästen aus Oberbayern das Leben schwer. Dieser meisterliche Auftritt wurde von Freak City mit in den letzten drei Minuten mit Standing Ovations gefeiert und der Fanclub stimmte „Die Nummer eins im Land sind wir!“ an. Trotz deutlicher Führung ließen die Trinchieri-Jungs zu keinem Zeitpunkt locker und erreichten am Ende einen sensationellen 90:59-Kantersieg.
Über 40 Minuten zeigte Brose Bamberg eine wahrlich meisterhafte Vorstellung und war seinem Kontrahenten von Beginn an in allen Belangen klar überlegen. Mit Fabien Causeur (17 Punkte) an der Spitze erreichten fünf Bamberger eine zweistellige Punktausbeute. Nicoló Melli schrammte mit 13 Zählern und acht Rebounds zudem knapp am Double-Double vorbei. Die Bayern, die unter der Woche im EuroCup spielfrei waren, traten zwar mit ihrem neuen Spielmacher Nick Johnson an, enttäuschten dabei allerdings mit einer Trefferquote von unterirdischen 33 Prozent (Bamberg 53).
Brose Bamberg: Causeur (17 Punkte), Lô (16), Melli (13), Heckmann (11), Strelnieks (10), Theis (10), Miller (5), Radosevic (3), Staiger (3), Kratzer
FC Bayern München Basketball: Booker (15), Redding (8), Kleber (8), Johnson (8), Djedovic (7), Taylor (6), Barthel (3), Lucic (2), King (2), Gavel, Renfroe
Fazit von Brose-Headcoach Andrea Trinchieri:
„Wir hatten eine gute Woche. Heute haben wir ein sehr gutes, bisher ungeschlagenes Team besiegt. Wir haben mit viel Energie und clever agiert, das Spiel gut gelesen und meist richtig und schnell reagiert. Eigentlich haben wir heute so begonnen, wie wir das Spiel gegen Mailand beendet haben. Meine Mannschaft hat sich gegenseitig ausgeholfen und ist gute Spielzüge gelaufen, wir hatten acht geblockte Würfe und jeder hat gepunktet. Ich bin sehr glücklich über Maodo Lô. Die Umstellung auf den europäischen Basketball ist nicht einfach, aber er ist sehr bereit zu lernen. Er hat heute wirklich sehr gut gespielt.“
Fazit von Bayern-Headcoach Aleksandar Djordjevic:
„Glückwunsch an Bamberg. Sie haben das Spiel verdient gewonnen, auch in dieser Höhe. Um hier zu bestehen, hätten wir mit den Messern zwischen den Zähnen auf das Parkett gehen müssen und zeigen, dass wir für die Aufgabe bereit sind. Ich hab das heute nicht gesehen, wir hatten nicht die richtige Einstellung und ich bin stinksauer. Ich hoffe meine Spieler ärgern sich noch mehr als ich über die Leistung, sonst haben wir ein Problem.“