Brose Bamberg verspielt in Vitoria deutlichen Vorsprung und bricht in der Schlussphase ein
Brose Bamberg schlittert in der Turkish Airlines Euroleague von einem Drama ins nächste. Trotz eines Glanz-Auftritts in Durchgang eins und einer zwischenzeitlichen 15-Punkte-Führung sollte es am Ende wieder nicht reichen. In der Schlussphase sicherte sich Baskonia Vitoria Gasteiz mit 81:74 (32:47) den Sieg.
Zwei Tage nach der erneut bitteren Niederlage in eigener Halle gegen Belgrad zeigte sich Brose Bamberg gut erholt und spielte eine bärenstarke erste Halbzeit. Allen voran die Hereinnahme von Maodo Lô in die Starting Five erwies sich als genialer Schachzug von Bambergs Übungsleiter Andrea Trinchieri. Mit insgesamt drei Guards (Lô, Zisis und Causeur) hatten die Oberfranken eine sehr gute Ballkontrolle – im ersten Durchgang erlaubte sich Bamberg nur fünf Ballverluste, „klaute“ dafür aber auch vier Bälle – und war von Beginn an im Spiel. Dank des gut aufgelegten Ex-NBA-Spielers Roderique Beaubois konnte Vitoria bis zur achten Spielminute mithalten, danach allerdings legte der deutsche Meister los.
Melli, Miller & Lô – Bambergs Topscorer-Trio
Nachdem Nicoló Melli für Bamberg die Anfangsphase dominierte, übernahmen Darius Miller und Maodo Lô. Zunächst markierte Bambergs US-Amerikaner zehn Zähler in Folge und steuerte damit den Löwenanteil zu einem viertelübergreifenden 20:4-Zwischenspurt der Oberfranken zum 33:19 (15. Min.) bei. Vitoria versuchte seine defensive Intensität zu erhöhen und konnte durch Beaubois wieder etwas verkürzen. Da der ehemalige Dallas Maverick jedoch offensiv auf sich allein gestellt war, hatte Bamberg an diesem Abend kein Problem zurück zu schlagen – und wie: Ein erneuter 12:6-Run, dieses Mal angeführt von Nationalspieler Lô, bescherte den Oberfranken eine unerwartet deutliche 47:32-Pausenführung.
Trotz des bislang exzellenten Auftritts seiner Mannschaft warnte Coach Trinchieri im Halbzeitinterview vor voreiliger Vorfreude und sollte damit recht behalten. Allen voran Adam Hanga und Deutschlands Nationalcenter Johannes Voigtmann bließen für die Basken zur Aufholjagd. Zunächst konnte unter anderem Janis Strelnieks für die Gäste noch mit passenden Antworten dagegenhalten, doch gerade in der Schlussphase des dritten Viertels schmolz Bambergs komfortabler Vorsprung Punkt um Punkt zusammen. Dank eines Zisis-Dreiers konnte Bamberg noch ein Acht-Punkte-Polster (63:55) mit in die finalen zehn Minuten neben, doch es war bereits klar zu erkennen, dass Bamberg gegen eine deutlich verbesserte Vitoria-Defense zusehends in Bedrängnis geriet.
Voigtmann übernimmt für Vitoria
Die Korbjäger aus dem Baskenland, allen voran Johannes Voigtmann, blieben auch weiterhin am Drücker. Der ehemalige Frankfurter, der im zweiten Durchgang 18 seiner 20 Punkte sammelte, setzte weiter Treffer um Treffer und führte sein Team zurück ins Spiel. Bamberg schaffte es dennoch irgendwie, bis drei Minuten vor dem Ende eine knappe Führung zu behaupten. Doch spätestens als Beaubois und Voigtmann mit fünf Zählern in Serie den Ausgleich erzielten (70:70), war es um Brose Bamberg geschehen. Selbst ein technisches Foul gegen Shane Larkin dreieinhalb Minuten vor dem Ende sollte Bamberg nichts mehr nutzen. Zwar nutzte Miller seine drei Freiwürfe, doch danach spielten nur noch die Spanier. Erneut war es Vitorias deutsch-französische Kombination (Beaubois und Voigtmann), die das Spiel endgültig drehten. Nach Bambergs achtem Euroleague-Drama jubelte einmal Mehr der Gegner – 74:81 lautete der Endstand aus Sicht der Domstädter.
Nach diesem Spiel bleibt aus Sicht von Brose Bamberg lediglich die Frage, was fehlt, um auch auf höchstem europäischen Niveau erfolgreich zu sein. Die Mannschaft von Andrea Trinchieri lag über dreieinhalb Viertel zum Teil deutlich in Front und war vor allem durch diese bärenstarke erste Halbzeit auf dem besten Wege auch das leidige Thema der Ballverluste ad acta zu legen. Doch nach fünf Turnover in Durchgang eins, waren es in den zweiten 20 Minuten mehr als Doppelt so viele (16, Vitoria 13). Da die Oberfranken auch bei den Rebounds (30:35) wieder das Nachsehen hatten und auch aus dem Zwei-Punkte-Bereich deutlich unterlegen waren (44:57 Prozent), nutzte ihnen auch eine klar bessere Dreierquote wenig (46:25 Prozent). Auch versagten dem Team in der Schlussphase die Nerven an der Freiwurflinie, als man durch Daniel Theis (4) und Nicoló Melli, der erneut ein starkes Double Double (je 12 Punkte und Rebounds) auflegte, insgesamt fünf Fahrkarten schoss.
Baskonia Vitoria Gasteiz: Voigtmann (20 Punkte), Beaubois (20), Hanga (16), Larkin (15), Tillie (5), Bargnani (3), Diop (2), Blazic, Budinger, Luz
Brose Bamberg: Miller (16), Lô (15), Melli (12), Strelnieks (11), Zisis (5), Theis (5), Causeur (4), Heckmann (4), Radosevic (2), Staiger
Fazit von Brose-Headcoach Andrea Trinchieri:
„Nach 48 Stunden haben wir ein tolles Spiel abgeliefert. Wir spielten hervorragende 35 Minuten. Wir taten, was wir zu tun hatten, um in solch einer Halle gegen solch ein gutes Team zu bestehen. Einzig am Ende hat uns die Energie verlassen. Uns fehlen zwei Center, mussten unsere Rotation ändern. Ich stehe zu meinen Jungs. Ich glaube, dass sich andere Teams, die gegen uns in Zukunft spielen müssen, sehr schwer tun werden. Denn all das, was wir jetzt verpassen, werden wir auf- und nachholen.“