Brose Bamberg empfängt Medi Bayreuth zur 74. Auflage des „ewig jungen Klassikers“
Bereits zum vierten Mal in der laufenden Spielzeit (Vorbereitung, Liga & Pokal-Qualifikation) heißt es am Sonntag wieder einmal Derbyzeit in Oberfranken. Ab 18 Uhr stehen sich in der BROSE ARENA die Teams von Brose Bamberg und Medi Bayreuth gegenüber.
Jede der beiden rivalisierenden Mannschaften steht dabei unter Druck und braucht den Sieg im Kampf um die bestmögliche Ausgangssituation für die Post-Season. Dass Brose Bamberg als Tabellenzweiter und amtierender Titelverteidiger schon frühzeitig sein Playoff-Ticket buchen konnte, ist dabei weniger überraschend. Die bislang gezeigten Leistungen des Gegners aus Bayreuth dagegen umso mehr. Headcoach Raoul Korner und sein Team spielen eine überragende Saison und sind als aktueller Vierter des BBL-Rankings ebenfalls nicht nur auf dem Weg in die Meisterschaftsendrunde, sondern wollen sich im Fernduell mit dem Verfolger aus Berlin noch das Heimrecht in der ersten Playoff-Runde sichern – letztmals vor 21 Jahren standen die Wagnerstädter in der K.O. Runde (1996 als Steiner Bayreuth: 4:3 gegen Hagen im Viertelfinale und 1:3 im Halbfinale gegen Berlin).
Bayreuth fast sicher in den Playoffs
Ganz in trockenen Tüchern ist Bayreuths Platz unter den Top Acht noch nicht, allerdings müsste der derzeitige Neunte, die Gießen 46ers, alle seine restlichen Spiele – unter anderem in Ulm und München – gewinnen, um noch an Medi Bayreuth vorbeiziehen zu können. Angesichts der Stärke und Ausgeglichenheit des Korner-Teams ist dieses Szenario jedoch eher unwahrscheinlich. Selbst ein Sieg am Sonntag beim großen Nachbarn aus Bamberg scheint im Bereich des Möglichen zu liegen. Bereits im Hinspiel verlangten die Bayreuther dem hohen Favouriten alles ab. Bamberg benötigte nicht nur einen irren Buzzerbeater-Dreier von Janis Strelnieks, sondern auch eine Verlängerung, um die Oberfrankenhalle mit 92:88 als Sieger zu verlassen. Blenden lässt sich Bayreuths österreichischer Chefcoach davon allerdings nicht, denn nur kurze Zeit später hatten seine Akteure in der Pokal-Qualifikation an gleicher Stelle nicht den Hauch einer Chance (52:75).
„Man hat gesehen zu welcher Leistungssteigerung Bamberg im Stande ist, wenn sie gewinnen müssen. Im Pokal haben sie das sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, erinnert Korner in der Medi-Spielvorschau an die Begegnung Anfang Januar. Der Medi-Übungsleiter erwartet von beiden Seiten eine fokussierte und intensive Herangehensweise, denn „sie kämpfen um Platz zwei, wir um Platz vier – somit ist es für beide Teams eine wichtige Ausgangssituation“.
Bamberg muss sich defensiv wieder steigern
Während Bayreuth, das als einziges Top Acht-Team der Liga in keinem europäischen Wettbewerb aktiv war, ausgeruht und mehr oder weniger verletzungsfrei in das Oberfrankenderby geht, sieht die Situation auf der Gegenseite ganz anders aus. Brose Bamberg absolvierte am Donnerstagabend sein letztes Euroleague-Spiel in dieser Saison und unterlag in eigener Halle gegen Galatasaray Odeabank Istanbul mit 79:84. Angeführt von Nicoló Melli (17 Punkte) präsentierte sich der Meister offensiv wieder einmal sehr ausgeglichen und hatte die Partie über weite Strecken gefühlt fest im Griff. Im letzten Viertel lief Istanbul dann aber von der Dreierlinie heiß und den Bambergern wurde ihre „schlappe Verteidigung“, wie Coach Trinchieri auf der Pressekonferenz nach dem Spiel kritisch anmerkte, zum Verhängnis.
Diese muss am Sonntag wieder deutlich besser spielen. Mit durchschnittlich 85 erzielten Punkten stellt Bayreuth hinter Ulm und München die drittbeste Offensive der Liga. Um die Angriffsmaschine der Medi-Korbjäger in den Griff zu bekommen, gilt es in erster Linie Joseph „Trey“ Lewis zu stoppen. Der US-Amerikaner ist aktuell für knapp 16 Zähler gut und führt damit ein Quintett an Spielern an, das regelmäßig zweistellige Punktzahlen auflegt. Gelenkt wird Bayreuths Offensive von Kyan Anderson, der pro Spiel vier direkte Korbvorlagen verteilt. Unter den Körben müssen die Brose-Big Men vor allem Assem Marei (6,8 RpS) und Nate Linhart (4,8 RpS) gut ausboxen, um sich selbst die Abpraller zu sichern.
Weiterhin Verletzungssorgen beim deutschen Meister
Bambergs personelle Aufstellung wird sich wohl erst am Sonntag genau angeben lassen. Am Donnerstag musste Coach Trinchieri neben dem Langzeitverletzten Elias Harris auch auf Lucca Staiger (Fußverletzung) und Janis Strelnieks verzichten. Der Lette, der noch in der vergangenen Woche sein Comeback feierte und Bamberg in Göttingen zum Sieg führte, wurde unter der Woche geschont. „Meine einzige Aufgabe ist es, dem Team Pausen zu verschaffen und neu aufzustellen. Wir haben einen Plan und werden sehen, was passieren wird“, sagt Bambergs italienischer Erfolgstrainer mit Hinblick auf die noch verbleibenden Spiele.