Bamberger Stadtrat muss Ausbau im Bestand mittragen
Der viergleisige Ausbau der Bamberger Bahnstrecke in Form einer oberirdischen Version hat prominente Führsprecher aus den Reihen der CSU gewonnen. Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann, Staatsministerin Melanie Huml und Staatssekretär Thomas Silberhorn positionieren sich klar.
Herrmann stellt der Domstadt den zusätzlichen S-Bahn-Halt in Aussicht, koppelt diesen aber an die Unterstützung des Stadtrates.
„Wir sind bereit, den Bamberger Süden mit einem S-Bahn-Halt ans Bahnnetz anzuschließen, die Station zu finanzieren und S-Bahn-Züge dort halten zu lassen“, erklärt Joachim Hermann in einer aktuellen Mitteilung. Gleichwohl knüpft der Minister den neuen Haltepunkt an eine Bedingung: „Dafür muss die Stadt den Bahnausbau aber oberirdisch realisieren lassen“, so Herrmann mit Blick auf die langjährige Diskussion um den Trassenausbau in Bamberg. Um den bevölkerungsstarken Süden inklusive Bayerns drittgrößter Veranstaltungshalle, die Brose Arena, zu erschließen, habe Berlin signalisiert, „dass zusätzliche Mittel für die notwendigen Netzmaßnahmen bereitgestellt werden könnten“.
Mit Tunnel kein S-Bahn-Halt Bamberg-Süd
Sollte dagegen die Tunnel-Lösung kommen, ist ein unterirdischer S-Bahn-Halt im Bamberger Süden nach Angaben der DB Netz AG aus wirtschaftlicher Sicht nicht haltbar. „Der neue Halt ist daher nur im Paket mit der oberirdischen Variante zu haben“, führt Herrmann aus.
Auch Staatsministerin Melanie Huml aus Bamberg favorisiert die ebenerdige Durchfahrung: „Der zusätzliche S-Bahn-Haltepunkt Bamberg-Süd würde den öffentlichen Verkehr in der Region noch attraktiver machen. Bamberg verdankt den Weltkulturerbetitel nicht nur der historischen Altstadt, sondern ebenso den Gärtnern. Deshalb müssen wir hier ganz genau darauf achten, ihre Flächen zu schützen.“
Geht es nach Herrmann, liegt der Ball jetzt bei der Stadt. Auf eine zügige Positionierung drängt auch der parlamentarische Staatssekretär Thomas Silberhorn: „Bamberg sollte seine spezifischen Anliegen jetzt aufs Gleis setzen. Der bestmögliche Lärmschutz und der geringstmögliche Eingriff ins Gärtnerland sind nur mit dem oberirdischen Streckenausbau machbar.“
Bamberg als Flaschenhals im 10-Milliarden-Euro-Projekt
Auf Vermittlung von Herrmann soll die DB Netz AG vorerst nur die Planungen für den oberirdischen Ausbau weiter vertiefen. Baurecht soll trotzdem erst dann anvisiert werden, wenn sich die Stadt Bamberg auf die von ihr favorisierte Ausbauvariante festgelegt hat. Die gewünschte Positionierung ist angesichts der laufenden Gutachten durch externe Prüfer vor 2018 wenig wahrscheinlich.
Während die DB Netz aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus zur oberirdischen Durchfahrung tendiert, wird von städtischer Seite die Tunnellösung wertgeschätzt. Als Kostenpunkte werden eine Milliarde und etwa 300 Millionen Euro mehr bei der Tunnellösung ins Feld geführt. Die Ostumfahrung wurde bereits abgehakt, auch eine Nulllösung, also ein Erhalt der aktuellen Zweigleisigkeit, ist keine Option mehr, denn: Über allem schwebt das 10 Milliarden Euro schwere Verkehrsprojekt „Deutsche Einheit 8.1“, das München und Berlin in knapp vier Stunden via ICE verbinden soll. Im Süden wurden bereits Fakten geschaffen, im Dezember wird der Lückenschluss bei der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Bayern und Thüringen vollzogen. Die Welterbestadt ist aktuell ein Flaschenhals auf der Strecke.