Brose Bamberg fordert den Euroleague-Champion und freut sich auf alte Bekannte
Eine große Nacht steht Freak City am Freitag bevor. Der deutsche Double-Champion Brose Bamberg empfängt im Rahmen des sechsten Euroleague-Spieltages ab 20 Uhr keinen Geringeren als den amtierenden Titelträger Fenerbahce Dogus Istanbul. Und als ob das nicht schon genug wäre: Die Türken bringen gleich zwei ehemalige Brose-Spieler mit. Es gibt ein Wiedersehen mit Brad Wanamaker und Nicoló Melli.
Beide Akteure zählen zu den prägenden Säulen in der Ära Trinchieri und gehören auch in der Türkei wieder zu den Top-Leistungsträgern. Ähnlich wie noch in der vergangenen Saison in Bamberg ist der italienische Power Forward Nicoló Melli auch in Istanbul eine Macht unter den Körben. In seinen bislang fünf Partien stehen durchschnittlich acht Punkte – bei einer Trefferquote von 63,2 Prozent aus dem Zweierbereich – und 6,8 Rebounds in der Statistik. Für Point Guard Brad Wanamaker, der vor seinem Wechsel zu Fenerbahce bereits ein Jahr in Istanbul für Darussafaka aktiv war, werden aktuell zwölf Punkte und 4,4 Assists notiert. „Nicolò und Brad im Trikot der besten Mannschaft Europas zu sehen ist sehr emotional“, freut sich Bambergs Coach Andrea Trinchieri auf das Wiedersehen mit seinen ehemaligen Schützlingen.
Prominente Besetzung in Istanbul
Doch die von Zeljko Obradovic trainierte Mannschaft aus der türkischen Metropole ist natürlich weit mehr als „nur“ Brad Wanamaker und Nicoló Melli: Zwar hat man vor der Saison nicht nur Bogdan Bogdanovic (Sacramento Kings), sondern mit Ekpe Udoh (Utah Jazz) auch den MVP des EuroLeague FinalFours verloren, doch weitere Neuzugänge, wie zum Beispiel Jason Thompson, Bruder des frühreren Bambergers und jetzigen Ulmers Ryan Thompson, sorgen dafür, dass Istanbul nach wie vor eine hohe Qualität im Kader hat. Fenerbahces beste Punktesammler (Wanamaker steht teamintern auf Rang drei) sind Mellis Landsmann Luigi Datome, der auch dank seiner herausragenden Dreierquote von 55 Prozent bisher 14 Punkte im Schnitt erzielt, und der Tscheche Jan Vesely. Der 2,13m große Center paart aktuell 12,4 Punkte mit 5,0 eingesammelten Abprallern.
Beim Gastspiel in Bamberg könnte es beim Obradovic-Team zum Comeback von Ali Muhammed kommen. Der gebürtige US-Amerikaner hat bislang in dieser Saison noch kein EuroLeague-Spiel absolviert. Unter seinem amerikanischen Namen Bobby Dixon dürfte er in Bamberg für keine guten Erinnerungen sorgen, erzielte er doch im letzten Aufeinandertreffen 26 Punkte für Fenerbahce.
Fener auswärts verwundbar, Bamberg mit Selbstvertrauen
Trotz all ihrer namhaften Akteure haben die bisherigen Euroleague-Auftritte gezeigt, dass die Bosporus-Korbjäger verwundbar sind – vor allem in fremden Hallen. So verlor der Champion bereits in Malaga und bei Panathinaikos Athen. Damit steht Fener (7.) nur aufgrund des besseren Korbverhältnisses einen Platz vor Brose Bamberg (8.). Drei von vier Spielen zwischen beiden Teams gingen allerdings bisher an Istanbul, darunter beide Partien in der letzten Saison. In der Spielzeit 2007/08 sorgten 21 Punkte von Darren Fenn für den bisher einzigen Sieg für Freak City.
Gegen das „beste Team Europas“, so die Einschätzung von Coach Trinchieri, geht Brose zwar als Außenseiter, dennoch aber mit breiter Brust ins Spiel. Drei Siege in Serie dürften den Oberfranken um ihren Euroleague-Topscorer Ricky Hickman (13,6 PpG) ausreichend Rückenwind geben. Bambergs italienischer Übungsleiter sah seine eigene Mannschaft zuletzt auf einem guten Weg. Das Team um Kapitän Nikos Zisis blieb zum ersten Mal in dieser Saison über drei Spiele konstant und krönte seine Leistung jüngst am Montag mit einem 100:61-Kantersieg in der BBL über Göttingen. Vor allem die Bankspieler gaben dem Spiel wichtige Impulse und leisteten ihren Beitrag.
Hart spielen und dennoch genießen
Aber auch mit ansteigender Form weiß Andrea Trinchieri, dass die anstehende Aufgabe keine einfache wird. „Wir müssen definitiv weit über unser Limit gehen. Aber, und das ist ganz wichtig: wir müssen jeden einzelnen Moment genießen. Wir müssen hart spielen und dürfen zu keiner Zeit Angst haben, nicht mithalten zu können“, so der Italiener, der sein Team in der Königsklasse vor allem defensiv auf ein höheres Level gehoben hat. Kassierte man bei den beiden Auftaktniederlagen noch jeweils über 90 Punkte, ließ Bambergs Defense zuletzt nur noch 72,3 gegnerische Punkte zu. Insbesondere die Verteidigung an der Dreierlinie wurde deutlich verbessert. Tel Aviv und Athen schenkten den Brose-Boys zusammen 15/31 Dreier (48,3%) ein, wohingegen die folgenden drei Kontrahenten (Malaga, Vitoria und Belgrad) nur noch 18 Mal bei 65 Versuchen von „downtown“ erfolgreich waren.
Im Angriff treten neben Hickman insbesondere Leon Radosevic (11,6 PpG, 5,6 RpG), Neuzugang Dorell Wright (11,0 Punkte in zwei Partien) und zuletzt auch Augustine Rubit in Erscheinung. Forward Rubit findet sich auf dem höchsten europäischen Level immer besser zurecht, steigert sich stetig und kommt mittlerweile auf einen Punkte-Schnitt von 10,8 sowie fünf Rebounds.
„Es wird eine große Herausforderung für uns. Aber genau das macht den Reiz der EuroLeague aus. Du kannst dich mit den besten Mannschaften des Kontinents messen“, geht Luka Mitrovic mit viel Vorfreude in die Partie und verspricht den Fans vollen Einsatz vom ganzen Team, das allerdings weiterhin auf Daniel Hackett (Wadenverletzung) und den langzeitverletzten Elias Harris verzichten muss.
Brose Bamberg trennt sich von Miller
Abseits des Parketts hat Brose-Geschäftsführer Rolf Beyer im Gespräch mit Radio Bamberg nun offiziell bestätigt, dass Quincy Miller nicht länger Bestandteil der Bamberger Mannschaft ist. Miller trainiere zwar derzeit noch individuell in der Domstadt, werde aber nicht mehr in die Rotation zurückkehren. Für den als Leistungsträger eingeplanten US-Forward wurde jüngst mit Dorell Wright nachverpflichtet.
Ob der Meister auch einen Ersatz für Elias Harris holen wird, ließ Beyer noch offen. „In den kommenden Wochen werde sich zeigen, wie gravierend seine Verletzung tatsächlich ist. Sollte Harris aber voraussichtlich bis Saisonende ausfallen, dann wird sich der Verein definitiv nach einem Ersatz umsehen“, erklärte Bambergs Geschäftsführer im Gespräch mit dem lokalen Radiosender.