Bambergs Eurofighter verschenken mit schwacher Schlussphase den Sieg
Brose Bamberg sucht in der Euroleague weiter nach einem Erfolgserlebnis. Beim Gastspiel in Tel Aviv bot der Meister zwar erneut eine starke Vorstellung und lag über weite Strecken der Partie in Front, am Ende machten wieder einmal unnötige Fehler in der Crunchtime den Unterschied und sorgten dafür, dass der Gegner am Ende jubeln durfte.
Über ihre Center-Nachverpflichtung Dejan Musli kamen die Bamberger gut in die Partie hinein. Der Serbe markierte sechs der ersten acht Brose-Punkte, doch auch Maccabi fand in Person von Jonah Bolden schnell seinen Offensivrhythmus. Der Australier im Trikot der Israelis sammelte fünf Zähler, sodass der Gastgeber zunächst eine knappe Führung behaupten konnte. Beim Trinchieri-Team fehlte in der Anfangsphase der Drei-Punkte-Wurf – dieser wollte erst mit den Einwechslungen von Daniel Hackett, Maodo Lô und Lucca Staiger fallen. Als der Distanzwurf dann regelmäßig durch die israelische Reuse fiel, übernahm Bamberg die Spielkontrolle und spielte seine stärkste Phase, die Folge war eine Acht-Punkte-Führung (28:20) in der elften Spielminute.
Ups and Downs auf beiden Seiten
Anstatt konstant weiter auf diesem Niveau weiter zu spielen, ließen sich die Brose-Boys – allen voran Dorell Wrigt, der im ersten Durchgang insgesamt dreimal geblockt wurde – von Tel Avivs Blockparade und der erhöhten Verteidigungsintensität beeindrucken. Auf der Gegenseite schafften es die Hausherren, das Tempo im eigenen Angriff zu erhöhen und Fastbreaks zu laufen. Bamberg konnte sich oftmals nur mit Fouls behelfen, sodass die Israelis über Freiwürfe zurück ins Spiel kamen. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit besorgte Pierre Jackson den Führungswechsel zu Maccabis Gunsten. Die letzten Treffer dieser sehr ausgeglichenen ersten Hälfte setzten dann allerdings Leon Radosevic und Ricky Hickman, sodass Brose zur Pause knapp mit 41:39 in Führung lag.
Das Auf und Ab für beide Seiten setzte sich auch im zweiten Durchgang weiter fort. Es wurde mit Wiederanpfiff klar, dass die Maccabi-Korbjäger sichtlich darum bemüht waren, ihren Hochgeschwindigkeitbasketball durchzusetzen. Nach kurzen Schwierigkeiten kamen Zisis & Co. wieder besser zurecht und die Begegnung blieb weiter knapp. Kurz vor der letzten Viertelpause, als Tel Avivs Alleinunterhalter Michael Roll, von John Dibartolomeo dringend benötigte Unterstützung bekam, schien die Partie etwas in Richtung der Israelis zu kippen. Bamberg kämpfte sich über seinen Topwerfer Dejan Musli abermals zurück.
Am Sieg geschnuppert …
Neben dem serbischen Big Man taute dann plötzlich auch Ricky Hickman auf und netzte an seiner ehemaligen Wirkungsstätte einen Dreier nach dem anderen ein. Bambergs Guard-Center-Duo wurde in der Folge auch immer wieder gesucht und baute den Vorsprung bis auf acht Zähler aus. Über ihren besten Spieler an diesem Abend, Michael Roll, der den früh hoch foulbelasteten Pierre Jackson gut als Punktesammler vertrat, bließ Maccabi noch ein letztes Mal zur Aufholjagd. Während dieser und in der Schlussphase meldete sich dann auch Tel Avivs eigentlicher Topscorer (Jackson) zurück. Der Guard kam nach langer Zeit auf der Bank zurück und konnte von Bambergs Hickman nicht gehalten werden. Mit seinen schnellen Dribblings kam er immer wieder in gute Wurfpositionen und führte sein Team zurück – 2:31 Minuten vor dem Ende traf er den Dreier zur 88:87-Führung.
… und trotzdem wieder verloren
Daniel Hackett konnte anschließend zwar noch einmal ausgleichen, doch es sollte abermals nicht zum Sieg reichen. DeShaun Thomas netzte aus der Mitteldistanz zum 90:88 ein. Brose hatte zwar noch seine Möglichkeiten, doch anstatt die stark spielenden Hickman oder Musli (saß sogar nur auf der Bank) zu suchen, versuchten zunächst Rubit und danach Hackett ihr Glück – am Ende vergebens.
Mit der insgesamt fünften Pleite in Folge verliert Brose Bamberg die Playoff-Ränge zunehmend aus dem Blickfeld. Die Mannschaft um ihre Topscorer Ricky Hickman (23 Punkte) und Dejan Musli (20, 7 Rebounds) zeigte zwar eine starke Vorstellung und überzeugte mit einer starken Dreier- (50 Prozent) und Freiwurfquote (95 Prozent). Am Ende erlaubte man sich vor allem in der Schlussphase unnötige Fehler und traf falsche Entscheidungen, während auf der Gegenseite Jackson das Zepter für seine Farben in die Hand nahm.
Maccabi FOX Tel Aviv: Roll (23 Punkte), Dibartolomeo (14), Jackson (11), Bolden (10), Parakhouski (10), Tyaus (10), Thomas (7), Kane (3), Zoosman (2), Mashour
Brose Bamberg: Hickman (23), Musli (20), Hackett (12), Staiger (9), Zisis (5), Rubit (5), Lô (5), Radosevic (4), Wright (3), Nikolic (2)
Fazit von Brose-Headcoach Andrea Trinchieri:
„Es tut mir wahnsinnig leid für meine Spieler, die ein unglaubliches Spiel gezeigt haben. Wir hatten es verdient zu gewinnen, aber die Schiedsrichter haben uns nicht gelassen. Das ist sehr einfach. Wenn man jeden Pfiff für Jackson gibt, dann sollte man zumindest auch einmal einen auf der anderen Seite verteilen. Jeder sollte den gleichen Maßstab, die gleichen Kriterien bekommen. Glückwunsch an Maccabi, aber aus tiefstem Herzen sage ich: meine Mannschaft hätte es verdient zu gewinnen. Sie war besser. Ich denke nicht, dass die Zuschauer Karten für ein Spiel bezahlen wollen, das von den Schiedsrichtern entschieden wird. Wenn man gegen Maccabi spielt, dann erwartet man von vorneherein nicht viele Pfiffe für einen. Aber heute war es ein bisschen zu viel des Guten. Das ändert aber gar nichts. Sie nehmen uns nicht die Leidenschaft, um auf diesem Level zu spielen. Es war heute eine Freude meinem Team zuzusehen, in dieser Arena, in der andere Teams mit zehnmal mehr Budget schon gestrauchelt sind. Nochmal: jeder sollte sich fragen, wie diese Euroleague aussehen soll, wie sie sich entwickeln soll, um einfach tollen Basketball zu sehen, der von Spielern entschieden wird.“