Brose Bamberg ist beim treffsichersten Team der Liga gefordert
Fast eine ganze Woche hatten Spieler, Trainer und Fans von Brose Bamberg nun Zeit, um das diskussionswürdige Ausscheiden im Pokal-Viertelfinale in München zu verdauen. Am frühen Freitagabend (18 Uhr) ist der deutsche Meister wieder auf internationalem Parkett gefordert. Leichter als in der bayerischen Landeshauptstadt wird die Aufgabe aber keinesfalls, eher im Gegenteil. Der 20. Spieltag führt die Oberfranken zu ZSKA Moskau.
Die Bilanz gegen das Team aus der russischen Hauptstadt gleicht aus Sicht des deutschen Meisters eher einem Albtraum. Von bislang 15 Duellen gegen den Euroleague-Sieger von 2016 konnten die Brose-Boys bislang erst eines für sich entscheiden. Dieses rare Erfolgserlebnis gegen den übergroßen Rivalen datiert auf den 24. März 2016, als Bamberg in den TOP16 mit 91:83 die Oberhand behielt. Moskau revanchierte sich prompt für diese Niederlage und gewann die folgenden Spiele souverän mit durchschnittlich 13 Punkten. Beim Hinspiel setzte der „Zentrale Sportklub der Armee“ sogar noch einen oben drauf und gewann in der BROSE ARENA mit 92:76. Als bester Bamberger stemmte sich in Runde zwölf der laufenden Euroleague-Saison Augustine Rubit mit 16 Zählern gegen die Niederlage.
Dank Musli: Verbesserte Reboundarbeit
Der US-Power Forward gehört in Reihen der Oberfranken ohnehin zu dem Quartett, das im Saisonverlauf regelmäßig zweistellige Punktzahlen auflegt. An der Spitze steht Ricky Hickman mit 12,2 Punkten, gefolgt von Dorell Wright (11,1 PpG) sowie Dejan Musli und Rubit, die jeweils zehn Zähler pro Partie auflegen. Musli, Wright und Rubit sind zudem auch Bambergs Top-Rebounder in der Königsklasse. Die Abpraller unter den Körben bemängelte Headcoach Andrea Trinchieri nach der Hinspielniederlage als einen der Hauptgründe für die Heimpleite, da sein Team dieses Duell mit 22:36 verloren geben musste. Die lautstarke Kritik ihres Coaches haben die Spieler um Kapitän Nikos Zisis offenbar beherzigt und zeigten sich in den letzten Wochen bei der Arbeit an den Brettern stark verbessert, was auch eindeutig mit der Nachverpflichtung Muslis in Zusammenhang steht. Der Serbe stand bislang fünfmal für Brose in der Euroleague auf dem Feld und in diesen letzten fünf Spielen sammelte der Meister im Schnitt 36 Rebounds ein. Moskaus Reboundausbeute ging währenddessen zwar etwas nach unten (33), die aktuelle Formkurve spricht dennoch klar für den aktuellen Tabellenführer: vier Siege, eine Niederlage. Die Bamberger: ein Sieg, vier Niederlagen.
Trotz starker Zahlen nicht unbesiegbar
Der Kontrahent aus Russland hat in Nando De Colo seinen überragenden Akteur. Der französische Nationalspieler markiert als drittbester Scorer der Liga im Schnitt 16,5 Punkte – im Hinspiel in der Domstadt waren es sogar deren 20. Für diese Zahlen benötigt der 1,96m große Guard meistens auch nur wenige Wurfversuche, denn mit nahezu 53 Prozent aus dem Dreipunkte-Land und 96 Prozent von der Freiwurflinie legt er traumhafte Zahlen auf. Gerade die hohe Trefferquote von der Linie ist im Spiel der Moskowiter besonders wichtig, denn kein Team zieht mehr Fouls und wirft dadurch häufiger Freiwürfe. Kein Team in der Liga markiert mehr Punkte (89,5 PpG), Moskau trifft am hochprozentigsten aus dem Zweier- und Dreierbereich.
Trotz dieser fast schon einschüchternden Statistiken ist Brose Bamberg auch am Freitag nicht chancenlos. Auch die Mannen von Cheftrainer Dimitris Itoudis haben mit dem Mammutprogramm des Euroleague-Spielplans zu kämpfen und sind daher nicht unverwundbar. In der heimischen VTB-Liga steht der russische Riese aktuell „nur“ auf dem dritten Platz. Zuletzt unterlag das ZSKA-Team gegen Zenit Sankt Petersburg und – Zuhause – gegen Lokomotiv Kuban Krasnodar. Am Montag allerdings beendete ein Heimsieg gegen Novgorod die ungewohnte Mini-Serie.
„Wir fahren nach Moskau und wollen so lange wie möglich mithalten. Wir kennen ihre Stärken, aber auch ihre Schwachstellen. Wir müssen über 40 Minuten mental im Spiel sein, dürfen uns keine Schwächeperiode leisten“, gibt Ilias Kantzouris, der auch weiterhin als Interims-Headcoach an der Seitenlinie fungieren wird, die Marschroute für Freitag vor. Auch ohne die weiterhin verletzt fehlenden Bryce Taylor, Luka Mitrovic, Elias Harris und Chef-Übungsleiter Andrea Trinchieri, der sich nach seiner erfolgreichen Schulter-OP noch im Krankenhaus befindet und wohl erst im Februar zurückkehren wird, wollen die Bamberger „den Aufwärtstrend der letzten Wochen weiter forcieren.“
Nach der Partie in der Moskauer Megasport Arena geht es für Brose am Samstag direkt über Frankfurt am Main weiter nach Bonn, wo am Sonntag das Gastspiel bei den Telekom Baskets auf dem Plan steht.