Brose Bamberg reist als krasser Außenseiter zu Euroleague-Champion Fenerbahce
Auf internationalem Parkett erwartet Brose Bamberg die wohl schwerste Aufgabe der gesamten Saison. Am Freitag kommt es ab 18:45 Uhr zum Gastspiel beim amtierenden Champion Fenerbahce Dogus Istanbul. Ein Sieg in der türkischen Metropole wäre nichts anderes als eine Sensation.
Als ob die bevorstehende Aufgabe nicht schon schwer genug für den deutschen Meister wäre, kommt noch erschwerend hinzu, dass Istanbul am letzten Spieltag bei Olympiakos Piräus böse mit 70:95 unter die Räder gekommen ist. „Sie haben ihr letztes EuroLeague-Spiel verloren, daher wissen wir genau, mit welcher Reaktion Fenerbahce uns empfangen wird“, erwartet auch Ilias Kantzouris, Bambergs derzeitiger Interims-Headcoach, eine Reaktion des Titelverteidigers und weiß, dass sein Team „alles entgegenstellen muss, was wir haben.“
Auch mit dieser jüngsten Klatsche im Gepäck steht Fener, das aus dem hochklassigen Teilnehmerfeld der Königsklasse nochmal extra hervorsticht, mit 14:7 hinter Moskau und punktgleich mit Piräus auf Rang drei und hat derzeit vier Siege Vorsprung auf den ersten Nicht-Playoff-Platz. In der heimischen Süper Ligi steht die Mannschaft von Cheftrainer Zeljko Obradovic nach einem 26-Punkte-Sieg über Lokalrivalen Efes am letzten Spieltag auf dem Spitzenplatz. Die Qualität des türkischen Kaders um die beiden ehemaligen Brose-Leitfiguren Brad Wanamaker (2014-2016) und Nicoló Melli (2015-2017) bekamen die Bamberger im Hinspiel zu spüren. Mit 80:57 nahm Fenerbahce eindrucksvoll die „Frankenhölle“ in Besitz.
Wiedersehen mit Melli & Wanamaker
Während sich Melli an seiner früheren Wirkungsstätte mit sechs Punkten sowie je drei Rebounds und Assists vornehm zurückhielt, zeigte Wanamaker mit 13 Zählern, sechs eingesammelten Abprallern, vier Korbvorlagen und zwei Ballgewinnen sein Allroundtalent. Der US-Playmaker gehört auch im Saisonverlauf mit 13 Punkten und vier Assists zu Istanbuls Topperformern und heimste zudem am 19. Spieltag die Auszeichnung des wertvollsten Spieler des Spieltages (Round 19 MVP) ein. Melli spielt mit 8,6 Zählern und 5,2 Rebounds (Bestwert im Team) pro Partie eine solide Saison. Bester Punktesammler im türkischen Star-Aufgebot ist der Tscheche Jan Vesely (13,2 PpG), Top-Vorlagengeber ist der Grieche Kostas Sloukas (5,2 ApG).
Rubit als Spieltags-MVP ausgezeichnet
Auf Seiten Brose Bambergs stellte sich der Wochenverlauf genau andersherum dar. Während es in der heimischen Liga beim Topspiel in Berlin eine weitere Niederlage (75:81) setzte und man derzeit hart um die Playoff-Teilnahme kämpfen muss, gab es in der Euroleague einen Kantersieg über Panathinaikos Athen, durch den man sich auf Rang elf verbessern konnte. Beim 95:74-Heimsieg über die Griechen brannte vor allem Augustine Rubit ein wahres Feuerwerk ab. Der gebürtige Texaner führte Brose nicht nur mit 26 Punkten, acht Rebounds, zwei Blocks und acht gezogene Fouls zum Sieg, sondern holte sich mit dieser Performance auch die MVP-Auszeichnung des Spieltages. Damit wurde der 28 Jahre alte Forward zum ersten Bamberger Spieltags-MVP seit Fabien Causeur und Nicolò Melli, die im Dezember 2016 den zwölften und den elften Spieltag dominierten.
Rubit gehört damit auch weiterhin zu Bambergs Topscorer-Trio, das von Ricky Hickman und Dorell Wright angeführt wird. Auf diese drei US-Boys wird es auch am Freitag wieder verstärkt ankommen, da mit Luka Mitrovic, Bryce Taylor und Elias Harris weiterhin drei fest eingeplante Stützen fehlen werden. Auch Cheftrainer Andrea Trinchieri wird die Reise nach Istanbul nach seiner Schulter-OP noch nicht mit antreten. Ob Leon Radosevic nach seiner Knöchelverstauchung in der Ülker Sports und Event-Hall für Brose auflaufen kann, entscheidet sich kurzfristig. Auf der Gegenseite muss Fener-Coach Obradovic, der die Euroleague bereits neunmal (!) gewinnen konnte, wohl auf Scharfschütze James Nunnally verzichten.
Wille und Einsatz zeigen
„Fenerbahce ist ein sehr talentiertes Team, mit einem der besten Kader der gesamten EuroLeague. Sie spielen sehr physisch, haben eine Menge Spielwitz. Daher wird es ein sehr hartes Spiel werden“, fährt auch Patrick Heckmann mit Respekt nach Istanbul, weiß aber auch, wie man gut aus dieser fast aussichtslos wirkenden Situation entkommen kann: „Wir müssen mit der Energie spielen, die wir gegen Panathinaikos gezeigt haben; mit viel Wille und Einsatz. Jeder muss bereit sein, etwas dazu zu geben und zum Teil des Teams beizutragen.“
Kaum aus Istanbul zurück, geht es für Bamberg am Sonntag in heimischer Halle wieder zur Sache. Dabei kommt es ab 20:15 Uhr zum bereits dritten Aufeinandertreffen mit dem Erzrivalen aus München.