Landrat Johann Kalb besucht die Lebenshilfe-Werkstatt

Landrat Johann Kalb besucht die Lebenshilfe-Werkstatt
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„Welche Rohstoffe stecken in einem kaputten Handy?“, „Was passiert mit der Festplatte oder dem Akku aus einem Notebook?“ – Fragen, die die behinderten Mitarbeiter der Elektroschrott-Recycling-Abteilung der Lebenshilfe ohne zu überlegen beantworten können. Als neues Arbeitsangebot startete vor 1½ Jahren in der Bamberger Lebenshilfe-Werkstatt Moosstraße 114 in Zusammenarbeit mit der Abfallwirtschaft des Landratsamt Bamberg das Elektroschrottrecycling.

v. l.: Birgit Ramming-Scholz, Klaus Gallenz, Johann Kalb), Franz Heer (2. v. r,) und Jürgen Pfister (1. v. r.) beim Besuch der Elektro-Recycling-Abteilung.

v. l.: Birgit Ramming-Scholz, Klaus Gallenz, Johann Kalb), Franz Heer (2. v. r,) und Jürgen Pfister (1. v. r.) beim Besuch der Elektro-Recycling-Abteilung.

Bereits von 1997 bis 2005 war die Lebenshilfe Bamberg im Bereich der Verwertung von Elektroaltgeräten für den Landkreis Bamberg tätig. Damals wurden in den Werkstätten Bildschirmgeräte in ihre Bestandteile zerlegt und dem Recycling zugeführt. Diese Zusammenarbeit endete durch die Einführung des Elektro- und Elektronikgerätegesetz – ElektroG, da dadurch die Hersteller für die Verwertung von Elektroaltgeräten zuständig wurden. Erst durch entsprechende Beschlüsse des Umweltausschusses in den Jahren 2013 und 2016 wurden die Weichen für eine erneute Zusammenarbeit gestellt.

Um sich ein Bild von der Arbeit der behinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu machen, besuchten Landrat Johann Kalb und Mitarbeiter des Landratsamts die Werkstatt und stellten interessiert ihre Fragen. „Diese Kooperation zwischen der Lebenshilfe Bamberg und der Abfallwirtschaft des Landkreises Bamberg ist bayernweit einzigartig“, freut sich Landrat Johann Kalb.

Bürgerinnen und Bürger geben ihre ausgedienten Elektrogeräte an den Sammelstellen und Wertstoffhöfen des Landkreises ab. Die Elektrokleingeräte-Container im Landkreis Bamberg werden von der Kolping-DienstleistungsGmbH in regelmäßigen Abständen entleert. Kolping fährt den gesammelten Elektroschrott in die Werkstatt für Menschen mit Behinderung, die für den wertvollen Schrott Geld bezahlen muss. Hier wird der Elektroschrott von Mitarbeitern verwogen und später für die Zerlegung vorsortiert. Manch Kurioses taucht dabei auf und wird ebenfalls gesammelt: „Wir sind verpflichtet zu prüfen, was von den Geräten noch verwendet werden kann, die schönsten Raritäten und Retro-Geräte werden wir bei unserem Adventsmarkt ‚Bevor des erschta Lichtla brennt‘ zum Verkauf anbieten“, so Werkstattleiter Stefan König und zeigt dabei auf ein Regal in dem ein elektrischer Weihnachtsmann, eine Ventilator aus den 1950er Jahren und der erste elektrische Diaprojektor stehen. In der Gruppe arbeiten 7 bis 8 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Gruppenleiter Alexander Schust und demontieren Receiver, Computer, Teile aus der Unterhaltungselektronik und vieles mehr. Landrat Johann Kalb lässt sich von einem Mitarbeiter, der gerade einen PC auseinander schraubt erklären, welche Teile noch wertvoll sind. Jeder Mitarbeiter zerlegt ein Gerät in alle Einzelteile. Die demontierten Bauteile werden dann nach 25 verschiedenen Fraktionen in Gitterboxen gesammelt. Die Mitarbeiter sind geschult und mittlerweile Profis im Erkennen von wertvollen Bestandteilen, wie z. B. Kupferdrähten oder Prozessoren. Insbesondere die elektronischen Bauteile, Platinen oder Stecker enthalten Edelmetalle wie Kupfer, Silber, Gold oder seltenen Erden, für die Wiederankäufer gutes Geld bezahlen.

Jürgen Pfister (4. v. r.) und Franz Heer (2. v. r.) im Gespräch mit Mitarbeitern der Elektro-Recycling-Abteilung.

Jürgen Pfister (4. v. r.) und Franz Heer (2. v. r.) im Gespräch mit Mitarbeitern der Elektro-Recycling-Abteilung.

Klaus Gallenz, Vorsitzender der Lebenshilfe Bamberg, ist erfreut über die Zusammenarbeit mit dem Landkreis Bamberg und die guten Zahlen der Recycling-Gruppe. „Letztes Jahr wurden 78,8 t Elektroschrott zerlegt. Der Verkauf der Wertstoffe fließt direkt in die Löhne der behinderten Mitarbeiter. Und neben dem Umweltschutz-Aspekt sehen die Mitarbeiter täglich direkt in den Sammelbehältern, was sie wieder geleistet haben.“

Werkstattleiter Stefan König bestätigt, dass die Mitarbeiter in der Recycling-Gruppe sehr stolz auf ihre Arbeit sind. Die einzelnen gesammelten Fraktionen werden gerne den Besuchern gezeigt. Die Menschen verstehen, dass hier Wertvolles gesammelt wird, aus dem wieder neue Bauteile entstehen können. Das Arbeits-Angebot soll jetzt auch auf die Werkstatt für psychisch-kranke Menschen, der RehaWe erweitert werden. Für die Lebenshilfe-Werkstätten ist es wichtig neben den Aufträgen aus der Industrie auch immer Arbeit für konjunkturunabhängige Tätigkeiten vorzuhalten. Und Birgit Ramming-Scholz, die Geschäftsbereichsleiterin für Kommunales und Kreiseinrichtungen beim Landratsamt, ist sich sicher: „In der heutigen Wegwerfgesellschaft, wo eine Reparatur auch gar nicht mehr lohnt oder möglich ist, wird die Elektrorecycling-Abteilung der Lebenshilfe sicher nie arbeitslos werden.“

Die Idee, die Kleingeräte bei der Lebenshilfe demontieren zu lassen, hatten Jürgen Pfister und Franz Heer. Der Leiter der Abfallwirtschaft und sein Abfallberater wussten, dass die Lebenshilfe bis 2005 bereits Elektrogeräte demontiert haben. Mit der Einführung neuer Bestimmungen war das zunächst nicht mehr möglich. Pfister und Heer traten an die Lebenshilfe heran, ob diese Tätigkeit nicht wieder aufgenommen werden könnte. Seit 2016 wurde die Werkstatt nach dem neuen Elektro- und Elektronikgerätegesetz zertifiziert und ist damit berechtigt, die nicht nur ungefährlichen Teile fachgerecht zu entsorgen. Eine gelungene Zusammenarbeit von Landratsamt und Lebenshilfe entstand, für die Landrat Kalb sich bei seinen Mitarbeitern und der Lebenshilfe bedankte. Auch Werkstattleiter Stefan König bedankte sich für die gute Zusammenarbeit, denn neben dem Elektroschrott werden auch Wachsreste gesammelt, die in nachhaltig produzierten Anzündhilfen für Kamin und Grill Verwendung finden. In der Produktion finden wieder 8 schwerbehinderte Mitarbeiter eine sinnstiftende Tätigkeit. Als Idee schwebt jetzt im Raum, die Korken, die ebenfalls auf den Wertstoffhöfen gesammelt werden, bei der Lebenshilfe zu sortieren, zu verpacken und als Bastelmaterial über das Internet zu vertreiben.

Alexander Schust (1.v.l.) und Stefan König (2.v.l.) erklären den Aufbau eines Prozessors.

Alexander Schust (1.v.l.) und Stefan König (2.v.l.) erklären den Aufbau eines Prozessors.

In der Werkstatt Moosstraße 114 wird neben dem Elektroschrott-Recycling vor allem Metall bearbeitet und Montage- und Verpackungsarbeiten für die Industrie durchgeführt. „Wir möchten vielfältige Arbeitsplätze bieten, so dass jeder Mensch mit Behinderung, der auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Stelle findet, bei uns etwas machen kann, was ihm liegt und Spaß macht. Jede Werkstatt hat ihre Schwerpunkte und neue Mitarbeiter können erstmal überall reinschnuppern, um zu testen, was ihnen liegt. Und ein Wechsel in ein anderes Arbeitsfeld ist selbstverständlich auch möglich“, erläutert Vorsitzender Klaus Gallenz.

Die 4 Werkstätten der Bamberger Lebenshilfe-Werkstätten gGmbH bieten 700 Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz und beschäftigen 139 Personalmitarbeiter.

Besonders gern angenommen werden ausgediente PCs, Notebooks, Stereoanlagen und Elektro-Kleingeräte. Bildschirme und Fernsehgeräte und andere Großgeräte (Waschmaschinen, Kühlschränke etc.) können nicht angenommen werden. Die Geräte können werktags auch von 8.00-14.30 Uhr direkt in der Moosstraße 114 in Bamberg abgegeben werden.

Text & Fotos: Pressemitteilung Lebenshilfe Bamberg