Generalsanierung mitten im Welterbe

Generalsanierung mitten im Welterbe
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Symbolischer Spatenstich im Rathaus Schloss Geyerswörth markiert Startschuss für 16,8 Millionen Euro-Projekt

Es ist das wohl berühmteste Postkartenmotiv Bambergs: Der Blick vom Turm des Schlosses Geyerswörth auf das Berggebiet mit Altem Rathaus, Dom, Neuer Residenz und den Michaelsberg.

Aktuelle Bilder vom Geyerswörth-Turm wird es aber in den kommenden Jahren kaum geben. Der Grund: Die gesamte Anlage des Rathauses Schloss Geyerswörth wird bis zum Jahr 2023 umfassend saniert. Ende Juli wurde mit der Baustelleinrichtung begonnen, am heutigen 11. Oktober 2019 erfolgte nun der symbolische Spatenstich für das 16,8 Millionen Euro schwere Großprojekt.

Den Weg freigemacht für die Sanierung hatte der Umbau des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes zum Rathaus am ZOB, in das am 15. Juli die zuvor im Rathaus Geyerswörth angesiedelten Dienststellen umgezogen sind. Auch nach der Sanierung soll das Anwesen nach einem Stadtratsbeschluss vom November 2016 wieder als städtisches Ämtergebäude genutzt werden.

Schloss GeyerswoerthBis dahin ist freilich viel zu tun: 2016 hatte man gravierende Schäden erkannt und eine Notsicherung einer Teilfassade war notwendig. Ein Tragwerksgutachten wurde in Auftrag gegeben. Nach der Analyse der Gebäudestruktur und des Inneren wurden schnell die Schwachpunkte ausgemacht: Umfangreiche Schadensbilder an Dach- und Tragwerkskonstruktion, Risse und Putzabplatzungen an der Fassade wie im Innenbereich, Feuchteschäden und allgemeine Abnutzungserscheinungen prägen das Bild. Brandschutz, Barrierefreiheit und Haustechnik sind ebenfalls große Themen bei der Sanierung.

Schloss Geyerswoerth SpatenstichIm jetzt begonnenen Bauabschnitt 1 werden insbesondere Dach und Fassaden instandgesetzt. Im Bauabschnitt 2 steht die nutzungsorientierte Planung im Vordergrund. Der entsprechende Bauantrag für die Planung der inneren Organisation als Verwaltungsgebäude soll noch bis Ende dieses Jahres (2019) eingereicht werden. Dazu gehören auch die Schaffung eines barrierefreien Empfangsbereiches im Ostflügel und eines barrierefreien Zugangs zum Renaissancesaal. „Es ist das erklärte Ziel der gesamten Planung, für Schloss Geyerswörth eine nachhaltige, denkmalgerechte Nutzung umzusetzen“, zeigte sich Oberbürgermeister Andreas Starke überzeugt. „Ich bin mir sicher, dass sich alle beteiligten Stellen sehr dafür einsetzen werden. Ich freue mich darauf, wenn dieses so markante Gebäude, direkt in unserem Welterbe, wieder mit Leben erfüllt wird“, so Starke.

Sein besonderer Dank ging an die Fördermittelgeber von Bund und Land, die rund 80 Prozent der veranschlagten Baukosten von 16,8 Mio. Euro aufbringen. Besonders die vom ebenfalls anwesenden MdB Andreas Schwarz maßgeblich beförderte Unterstützung durch die die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien in Höhe von 7,15 Mio. Euro hat den Einstieg in die Sanierung erst möglich gemacht. Aber auch die Oberfrankenstiftung ist mit 1,5 Mio. Euro dabei, das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ mit 1 Mio. Euro und das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kultur (Entschädigungsfonds) mit 3,14 Mio. Euro. Der Stiftungsrat der Bayerischen Landesstiftung wird über die Höhe des Zuschusses zur Stärkung der Eigenmittel am 03.12.2019 entscheiden.

„Bamberg ist es wert, dass man in die Stadt investiert“, sagte MdB Andreas Schwarz, der betonte, sich auch weiterhin um Fördermittel des Bundes für Bamberg einsetzen zu wollen. Er freue sich auf ein weiteres „schönes Schmuckkästchen in der Altstadt“, wenn das Schloss Geyerswörth 2023 saniert sein wird.

Bevor schließlich zum Spaten gegriffen wurde, schilderte Hans-Heinrich Häffner von der Architektengemeinschaft Häffner + Möser die Herausforderungen des Sanierungsprojektes. Am Ende werde aber die Funktionalität des Gebäudes deutlich verbessert und die Orientierung für die Besucher spürbar erleichert.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von einem Querflötenduo der Städtischen Musikschule Bamberg mit Martin und Melanie Erzfeld.

Das Schloss Geyerswörth

…gehört zur weltberühmten malerischen Baugruppe um das Alte Rathaus der UNESCO-Welterbestadt Bamberg. In dem Gebäude befindet sich der Renaissancesaal, das für viele städtische Empfänge und Veranstaltungen gedient hat.

Die Erstbauten der namensgebenden Familie Geyer gehen zurück bis ins 14. Jahrhundert, bereits 1424 wurde der Turm erstmals erwähnt. Im 16. Jahrhundert wurde das Schloss nach Erwerb durch das Hochstift Bamberg zur fürstbischöflichen Residenz ausgebaut. Im 17. Jahrhundert war es zwischenzeitlich Teil einer unrühmlichen Geschichte: Es war der Amtssitz jener Fürstbischöfe, die für die Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg verantwortlich waren.

Nach Kriegsschäden im Dreißigjährigen Krieg wurde es wiederaufgebaut, auch im 18. Jahrhundert war ein Wiederaufbau nach Teileinsturz erforderlich. Seit 1904 wurde dann das Haus von der Stadt Bamberg als Verwaltungsgebäude genutzt und ist nun stark sanierungsbedürftig. Zuletzt war an diesem Standort das Sozialrathaus beheimatet.

Text und Foto: Pressestelle der Stadt Bamberg
Luftbild: Aerowest