Coronavirus in Bamberg: Langsame Rückkehr zum Normalbetrieb

Coronavirus in Bamberg: Langsame Rückkehr zum Normalbetrieb
Nachrichten

Aktuelle Informationen rund um die Situation in der Domstadt

Der Corona-Virus hat die Welt und auch Bamberg weiter fest im Griff, es gibt aber auch positive Nachrichten zu vermelden. Am Mittwoch, den 22. April 2020, gaben Landrat Johann Kalb und Oberbürgermeister Andreas Starke per Online-Konferenz ein Update zu der aktuellen Lage in der Domstadt.

„Es ist noch nicht vorbei“, betonte Landrat Kalb zwar und machte damit deutlich, dass weiterhin Geduld gefragt ist – er konnte aber auch vermelden, dass die bislang ergriffenen Maßnahmen greifen. „Die Kurve der Infektionszahlen in Bamberg flacht deutlich ab“, so Kalb. Von 545 an Corona erkrankten Personen in Bamberg Stadt und Landkreis sind 272 bereits wieder genesen. Und: während sich die Anzahl der Infektionen im März noch etwa alle drei Tage verdoppelt hat, ist dieser Zeitraum mittlerweile auf 20 Tage angewachsen.

Seit dem Höhepunkt in Kalenderwoche 13, in welcher 164 neue Fälle hinzugekommen waren, nehmen die Zahlen stetig ab. Ein Grund zur Freude, dennoch ist klar: Abstand halten und das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes beim Einkaufen und Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel bleiben das Gebot der Stunde.

Auch in Bamberg gab es Todesfälle durch das Coronavirus – vier von 38 Pflegeheime sind betroffen, dort starben insgesamt 26 von 38 Personen. Das Durchschnittsalter der verstorbenen Personen beträgt 82 Jahre, die meisten litten an zum Teil erheblichen Vorerkankungen. Zum größtmöglichen Schutz der Pflegeheime wurde für alle jeweils ein Pandemie-Beauftragter eingesetzt und es sollen nun alle Personen – Heimbewohner und Pflegepersonal – getestet werden. Infizierte Bewohner oder Beschäftigte werden isoliert bzw. unter Quarantäne gestellt.

Von den insgesamt 37 in den Kliniken der Sozialstiftung und der GKG zur Verfügung stehenden Intensivbetten sind noch elf frei, zehn hiervon sind mit Corona-Patienten belegt.

Maskenpflicht ab kommenden Montag

Die ab Montag in ganz Bayern geltenden Maskenpflicht, die in Geschäften und bei der Nutzung des ÖPNV Vorschrift ist, stellt auch viele Bamberger vor die Frage, wo sie einen solchen Mund-Nasen-Schutz erhalten können bzw. ob genug Masken zur Verfügung stehen. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass für die Bürgerschaft entsprechende Masken beschafft werden“, so OB Starke.

Zum einen läuft die Besorgung über den Freistaat, zum anderen produzieren Privatleute oder Initiativen Masken. „Es werden keine Masken im Rathaus oder dem Landratsamt ausgegeben“, erklärt Starke und appelliert an die Bürger, sich selbst um deren Besorgung zu kümmern. Informationen dazu, wo Masken erhältlich sind, finden sich hier. Die Liste wird fortlaufend aktualisiert, wer Masken zur Verfügung stellen kann, kann sich bei der Stadt Bamberg unter presse@stadt.bamberg.de melden.

Auch Schal oder Tuch können im Notfall als Mund- und Nasenschutz dienen. „Es gibt verschiedene Initiativen und Bemühungen, dass ausreichend Material zu Verfügung steht – von Masken über Desinfektionsmittel, Schutzausrüstung etc.“, so Starke.

Infektionspraxen und Wirtschaftshilfen

Weiterhin ist die neue Schwerpunktpraxis in der Nähe des Klinikums seit dem 09. April in Betrieb, nach wie vor funktioniert außerdem die Abstrichstelle in Scheßlitz sehr gut. In Hirschaid wurde nun eine Schwerpunktpraxis für Kinder eingerichtet, eine für den zahnärztlichen Bereich ist in Planung.

Die beiden Bamberger Rettungsschirme, welche jeweils mit 1,5 Millionen Euro ausgestattet waren, sind beinah ausgeschöpft bzw. bereits überzeichnet. Im Landkreis sind 87 Anträge eingegangen, 70 davon sind bereits mit einem Gesamtvolumen von 1,365 Millionen Euro bewilligt. In der Stadt waren es 142 Anträge, die einem Betrag von 2,15 Millionen Euro entsprechen würden, den Rettungsschirm also übersteigen. Aktuell wurden bereits 110 Anträge mit einer Darlehenssumme von 1,4 Millionen Euro bewilligt und ausgezahlt.

Ab Montag können über 500 Geschäfte öffnen

Seit Montag haben die Bau- und Gartenmärkte in Bamberg wieder geöffnet und waren in diesen ersten drei Tagen gut besucht. Kommende Woche dürfen nach der offiziellen Regelung auch Einzelhandelsgeschäfte unter 800 Quadratmetern ihren Betrieb wieder aufnehmen. In der Bamberger Innenstadt betrifft dies 570 Geschäfte, nur weniger als 20 übersteigen die Größengrenze der Verkaufsfläche. „Ich hoffe sehr, dass wir damit einen Einstieg finden, langsam wieder hoch zufahren und der Einzelhandel langsam wieder Tritt fassen kann, das ist ein wichtiges Signal“, bekräftigte Starke.

Der OB plant weiter, bis spätestens zur Sommerpause mit allen Gastronomen, Kulturschaffenden, Einzelhändler, Solounternehmer ein Gespräch zu führen und Möglichkeiten eines Anschubs der Wirtschaft zu beraten. Er appellierte weiter an alle Betroffenen, die sogenannte Corona-Grundsicherung, die in den Jobcentern von Stadt und Landkreis beantragt werden kann, in Anspruch zu nehmen. Die Sparkasse Bamberg und die Sparkassenstiftung haben zudem ein finanzielles Sonderpaket geschnürt und helfen Vereinen und Kulturschaffenden mit über 1.500.000 Euro.

Änderungen des Anspruchs auf Notbetreuung – Entlastung für die Eltern

Weiteres Augenmerk liegt auf der Situation der Kindertagesstätten in diesen Tagen. Eine Situation, die Starke „mit Sorgen beobachtet“. Zwei Änderungen ab kommenden Montag hinsichtlich des Betreuungsanspruchs sollen die Situation für Eltern erleichtern. Alleinerziehende, erwerbstätige Eltern können nun ihre Kinder in die Notbetreuung bringen, wenn sie aufgrund dienstlicher und betrieblicher Notwendigkeiten an der Betreuung ihrer Kinder gehindert sind. Dies gilt nicht mehr nur für den Bereich der kritischen Infrastruktur. Lebt das Kind in einem gemeinsamen Haushalt mit beiden Elternteilen, genügt es nun, wenn ein Elternteil im Bereich der kritischen Infrastruktur tätig ist.

Bezüglich der Elternbeiträge, die trotz geschlossener KiTas und Krippen entrichtet worden sind, wurde seitens des Kabinetts beschlossen, dass die Beiträge für die Dauer von drei Monaten übernommen werden sollen, voraussichtlich geltend für Mai, Juni und Juli. Auch die Betreiber der KiTas sind auf die Beiträge angewiesen, zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur und um das Personal zu bezahlen. „Mit dieser Regelung ist nun glaube ich zunächst ein guter Kompromiss gefunden und erst einmal der größte Druck genommen, bevor es eine langfristige Lösung gibt“, so Starke.

Schulbetrieb ab Montag und Anpassung des Busfahrplans

Wenn nächste Woche der Schulbetrieb Schritt für Schritt wieder aufgenommen wird und zunächst die Abschlussklassen mit insgesamt rund 2300 Schülern in die Schulen zurückkehren, wird außerdem dafür gesorgt, dass der Notfahrplan des Bamberger ÖPNV ausgeweitet wird. Kalb kündigte an, dass der Busverkehr im Landkreis wieder wie zuvor fahren soll, im Bamberger Stadtgebiet werde der Samstagsfahrplan gelten, welcher um einige Zusatzfahrten für die Schulen ergänzt wird. Auch hierbei gilt natürlich die Maskenpflicht.

Absage der Sandkerwa

Die Absage der diesjährigen Sandkerwa bedauerten Kalb und Starke sehr, eine andere Möglichkeit gebe es aber aktuell nicht. Bis Ende August betrifft die Regelung der abgesagten Großveranstaltungen rund 2000 Veranstaltungen im Landkreis Bamberg – Kalb hofft in Kürze auf klare Regelungen und eine eindeutige Definition, ab welcher Personenanzahl ein Fest als Großveranstaltung gilt.

Foto: Markus Raupach