Gedenkveranstaltung an den 76. Jahrestag des gescheiterten Hitler-Attentats am Mahnmal im Harmoniegarten
„Ich wünsche mir von Herzen, dass der Glaube an unsere Demokratie mit neuem Leben erfüllt wird. Alle Bürgerinnen und Bürger müssen den Wert unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung verteidigen und Tag für Tag dafür einstehen“, sagte Oberbürgermeister Andreas Starke am Mahnmal für Widerstand und Zivilcourage im Harmoniegarten.
Die Willy-Aron-Gesellschaft veranstaltete zum Gedenken an den 20. Juli, Tag des Hitler-Attentats, eine gut besuchte Erinnerungsveranstaltung.
Mechthildis Bocksch, stellvertretende Vorsitzende der Willy-Aron-Gesellschaft, erinnerte daran, dass die Widerstandskämpfer bereit waren, ihr Leben hinzugeben. Starke forderte dazu auf, von der Gruppe um Graf Stauffenberg, von Bamberger Widerständlern wie Willy Aron und Hans Wölfel sowie von Dr. Thomas Dehler, erster Justizminister der jungen Republik, zu lernen. „Sie fordern uns mehr denn je dazu auf, allen Tendenzen entschieden entgegen zu treten, die unsere Demokratie gefährden oder angreifen.“ Das Gefährdungspotenzial ist groß: Der Oberbürgermeister nannte den starken Anstieg rechtsextremistischer Straftaten mit zuletzt 22.000 im vergangenen Jahr, die Hinrichtung von Regierungspräsident Walter Lübcke, Attentate auf Synagogen und die erschreckend niedrige Hemmschwelle, rechtes Gedankengut zu äußern. „Klar ist: Es gibt Null-Toleranz gegen jede Form des Extremismus. Wir werden nicht hinnehmen, dass Errungenschaften abqualifiziert werden, auf die wir mit Recht stolz sein können: eine lange Periode des Friedens, eine exzellente Verfassung und ein Grundkonsens, den es in den demokratischen Parteien gibt“, so der OB in seiner Ansprache.
Starke dankte allen, die zur Gedenkveranstaltung beigetragen haben: Hauptfeldwebel Mathias Müller, Trompeter des Heeresmusikkorps Veitshöchheim, für die musikalische Umrahmung. Und den Schülerinnen und Schülern der Klasse 9c der Graf-Stauffenberg-Realschule, die nicht nur den Altersdurchschnitt der Teilnehmenden erheblich senkten. Mit Lehrerin Verena Heinrich hatten sie unter anderem Fotodokumente aus den Dreißigern und Biographien von Nachkommen der Widerstandskämpfer zusammengetragen. Zu Beginn der Gedenkveranstaltung waren alle eingeladen, das Gesammelte zu studieren und Fragen an die Schülerinnen und Schüler zu stellen.
Mahnmal im Harmoniegarten
Das Mahnmal stellt in Form von Büsten drei Persönlichkeiten vor, die aus unterschiedlichen Beweggründen den Weg des Widerstands gegangen sind und mit Bamberg verbunden waren. Der adelige Wehrmachtsoffizier Claus Graf Schenk von Stauffenberg rang sich am 20. Juli 1944 zum Attentat auf Hitler durch und wurde noch in der Nacht desselben Tages erschossen. Willy Aron galt als kämpferischer Jungsozialist, war Mitglied jüdischer Jugendorganisationen und verteidigte als Rechtsreferendar Sozialdemokraten strafrechtlich. Er wurde bereits 1933 im Konzentrationslager Dachau zu Tode geprügelt. Rechtsanwalt Hans Wölfel warnte schon 1923 als Vorstand der Katholischen Aktion vor der NS-Ideologie. Das Mitglied zweier Widerstandsgruppen ab 1933 wurde als Regimekritiker denunziert und am 3. Juli 1944 enthauptet.