Baumschäden als Folge des Klimawandels nehmen immer weiter zu
Auf exakt 32,5 Meter Höhe fährt der Hubsteiger im Bamberger Hain zwischen Hainbrücke und Bootshaus hoch und was sich von dort oben aus in seinem ganzen Ausmaß offenbart, ist nicht gut:
Der Hain lichtet sich und das immer schneller. Selbst Bäume, die vom Boden aus betrachtet noch recht grün aussehen, tragen in der Baumkrone zum Teil nur noch tote Äste. Unmittelbare Folge: Im Winterhalbjahr müssen im Hain aus Verkehrssicherungsgründen rund 70 Bäume gefällt und bei etwa 60 Bäumen eine Kroneneinkürzung durchgeführt werden.
„Die Anzahl der geschädigten und schwer geschädigten Bäume im Hain und im Stadtgebiet nahm auch im Jahr 2020 weiterhin zu“, berichtet Gartenamtsleiter Robert Neuberth. Im gesamten Stadtgebiet müssen heuer an die 260 Bäume gefällt werden. Davon sind 106 Bäume zumeist aufgrund der Trockenheit vorzeitig abgestorben. Als Hauptgrund nennt der Fachmann den Trocken- und Hitzestress, unter dem die Bäume bereits im dritten Sommer in Folge leiden. Neuberth: „Im Hain ist dabei vor allem der Altbaumbestand der Rot-Buchen betroffen. Aber auch vorgeschädigte Eschen, Ahorn und Hain-Buchen bekommen zusehends Schwierigkeiten.“
Beim Vor-Ort-Termin im Hain machte sich auch Klimareferent Bürgermeister Jonas Glüsenkamp ein Bild von der dramatischen Situation. „Der Klimawandel ist nicht Zukunft, sondern ist heute in Bambergs grüner Stube, im Hain. sichtbar.“ Dabei ist eine Art Kettenreaktion festzustellen: Die in den vergangenen Jahren entstandenen Lücken im Baumbestand haben zur Folge, dass die zuvor beschatteten glatten Stämme und Äste der Buchen nun der prallen Sonne ausgesetzt sind. Die Stämme werden durch die intensive Sonneneinstrahlung geschädigt. Es bilden sich oft sogenannte „Sonnenbrand-Rindennekrosen“. Diese vorgeschädigten Stämme werden dann wiederum durch holzbrütende Insekten oder Pilze befallen, sterben ab – und die Lücken im Hain werden noch größer.
Um den Baumbestand, vor allem in den frequentierten Wegebereichen, zu sichern, sind seit mehreren Wochen meist zwei große Hubsteiger mit jeweils zwei Baumpflegern des Gartenamtes im Einsatz. Dabei wird nicht nur das gefährliche Totholz entfernt, sondern oft auch umfangreiche Kronenschnittmaßnahmen durchgeführt, um wertvolle Altbäume möglichst lange zu erhalten. Doch viele sind leider auch nicht mehr zu retten. „Das Bild des Hains wird sich definitiv verändern“, ist sich Robert Neuberth sicher. Doch tatenlos zuschauen ist keine Option. So setzt die Stadt bei Neuanpflanzungen im gesamten Stadtgebiet immer mehr auf sogenannte „Klimabäume“, also Arten, die mit den Klimaveränderungen und einhergehenden Wetterextremen besser zurechtkommen. Dazu zählen vor allem Eichen und Linden oder die Esskastanie. Dabei setzt man auf einheimisches Pflanzgut aus der eigenen Baumschule.
Speziell im Hain wird auch die vorhandene Naturverjüngung gezielt unterstützt und gesteuert. Einen Beitrag dazu leisten zum Beispiel vier Ziegen und drei Schafe: Der Bamberger Schäfer Andreas Walther hat in diesem Sommer im Auftrag der Stadt Bamberg die Tiere in einem abgegrenzten Areal eingestellt. Die Schafe und Ziegen halten auf diesen Flächen den Aufwuchs von Spitzahorn und anderen Gewächsen zurück, die ansonsten die „gewünschten“ Baumarten wie Eiche und Esche verdrängen würden.