Brose Bamberg muss gegen einen frechen Aufsteiger hart für den Erfolg kämpfen
Brose Bamberg hat am zweiten Spieltag der noch jungen BBL-Saison seinen ersten Sieg eingefahren. In der Nachholpartie setzten sich die Oberfranken nach einem – vielleicht auch unerwartet – extrem harten Kampf über die vollen 40 Minuten knapp mit 93:86 gegen den BBL-Aufsteiger NINERS Chemnitz durch. Eine Leistungssteigerung nach der Pause und ein bärenstarker David Kravish (26 Punkte, zehn Rebounds) machten am Ende den Unterschied.
Beide Mannschaften eröffneten diese Nachholpartie mit offenem Visier und legten ein extrem hohes Tempo an den Tag. Der Gast aus Chemnitz überraschte bei seiner BBL-Premiere mit einem frechen und forschen Auftritt, traf in der Anfangsphase hochprozentig und erspielte sich so in der vierten Spielminute eine 11:5-Führung. Auch in der Folge gelang es den NINERS, denen man ihre coronageprägte Vorbereitung mit zweifacher Quarantänepause kaum anmerkte, mit ihrer engagierten Spielweise, die Bamberger stets auf Distanz zu halten. Hauptverantwortlich dafür war auf Seiten der Gäste Jonas Richter, der allein in den ersten zehn Minuten acht Punkte auflegte.
Starke Chemnitzer überraschen
Erst als Chase Fieler, David Kravish und Kenny Ogbe von der Bank ins Spiel kamen, nahm Bambergs Offensive etwas Fahrt auf, doch defensiv schaffte man es kaum, insbesondere Jonas Richter, Terrell Harris und Marcus Thornton unter Kontrolle zu bringen. In der Folge entwickelte sich zwar ein ausgeglichener Spielverlauf, wobei die Hausherren Glück hatten, dass Chemnitz in manchen Offensivaktionen etwas hektisch agierten und dadurch Turnover produzierten.
Bei eigener Führung (36:35) leitete ein unsportliches Foul von Bennet Hundt nach seinem Ballverlust einen 8:0-Run der Sachsen ein, die dadurch schnell auf 43:36 (19. Min.) davonziehen konnten. Brose stemmte sich mit zwei Dreiern von Michele Vitali und zwei Freiwürfen von Chase Fieler dagegen, doch Isiaha Mike sorgte mit vier Zählern in Serie dafür, dass die Gäste ihren Vorsprung (47:44) mit in die Kabine nehmen konnten.
Wer dachte, dass es die Mannen von Coach Rodrigo Pastore zur zweiten Halbzeit aus konditionellen Gründen etwas ruhiger angehen lassen, sah sich getäuscht. Der Aufsteiger ließ den Ball weiterhin mit hohem Tempo durch die eigenen Reihen laufen und nutzte seine Möglichkeiten. Zwischenzeitlich zogen die NINERS wieder bis auf acht Zähler davon. Das vierte Foul von Isiaha Mike und der verletzungsbedingte Ausfall von Filip Stanic, der überraschend doch im Aufgebot stand, sich aber nach nur wenigen Einsatzminuten verletzte, sorgte auf Broses Seiten dann für mehr Stabilität beim Rebound, was wiederum nochmal zu einer Aufholjagd führte.
Bamberg kämpft sich mit Kravish und Hall zum Erfolg
In der Schlussphase des dritten Viertels schien dann ein Ruck durch die Bamberger Mannschaft zu gehen. Die Mannen um die Doppelkapitäne Fieler und Larson wirkten jetzt deutlich entschlossener in ihren Aktionen und schafften über David Kravish und Devon Hall noch vor der letzten Viertelpause die Wende (66:63). Dank Devon Hall, Christian Sengfelder und David Kravish nahmen die Oberfranken den Schwung auch mit in den Schlussabschnitt, wo es zunächst so aussah, als ob bei Chemnitz nun doch die Kräfte schwinden würden. Bei noch 5:07 Minuten Restspielzeit hatte sich Bamberg plötzlich eine Neun-Punkte-Führung (79:70) erarbeitet und sah wie der sichere Sieger aus.
Doch anstatt nun endgültig den Deckel drauf zu machen, waren es zwei haarsträubende Fehler beim Ballvortrag von Bennet Hundt, die Chemnitz wieder ins Spiel zurückbrachten (81:79, 36. Min.) – und dass obwohl mit Wes Clark der etatmäßige Point Guard bereits ausgefoult auf der Bank saß. Aufgeben scheint der Liga-Neuling aus Sachsen zwar nicht zu kennen, am Ende setzte sich allerdings die individuelle Klasse und größere Erfahrung der Bamberger durch. Mit 93:86 holte Brose Bamberg nach einem extrem harten Kampf seinen ersten BBL-Sieg in dieser Saison. Bei diesem hatten die Oberfranken dank David Kravish zwar endlich einmal das Reboundduell gewonnen – dabei gestattete man Chemnitz auch nur vier Offensivrebounds -, offenbarte aber erneut große Schwächen von der Freiwurflinie, von wo gerade einmal 58 Prozent (14/24) ihr Ziel fanden – Chemnitz traf hier 82 Prozent (14/17).
Brose Bamberg: Kravish (26 Punkte), Fieler (16), Vitali (15), Hall (14), Sengfelder (9), Ogbe (6), Lockhart (3), Hundt (2), Odiase (2), Larson, Grüttner Bacoul
NINERS Chemnitz: Harris (17), Richter (14), Thornton (13), Mike (11), Wimberg (11), Clark (10), King (8), Stanic (2), Matthews, Johnson
Fazit von Brose-Headcoach Johan Roijakkers:
„Trotz der Niederlage in großes Kompliment an Coach Pastore und die Chemnitzer Mannschaft für eine großartige Leistung. Sie hätten es verdient, zu gewinnen. Nicht wir. Wenn du so eine Vorbereitung hast wie sie und dann so auftrittst, dann hast du eigentlich den Sieg verdient. Am Ende waren es einige smarte Spielzüge, die uns gerettet haben. Das und David Kravish. Es war aber nicht die Leistung, die ich mir heute Morgen nach dem Aufwachen vorgestellt habe. Ein Treffer bei elf Versuchen, dazu acht Ballverluste von den Point Guards – damit hast du eigentlich Probleme gegen Coburg in der ProB zu gewinnen.“