Brose Bamberg kassiert Heimpleite gegen medi bayreuth
Der Trainerwechsel bei Brose Bamberg hat vorerst keine Trendwende ausgelöst. Am neunten Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga unterlagen die Domstädter beim Einstand von Cheftrainer Oren Amiel im Oberfrankenderby gegen medi bayreuth knapp mit 84:87. Einmal Mehr lag Bambergs Defizit vor allem in der eigenen Verteidigung, wo die neuen Vorgaben von Neu-Coach Amiel nach nur vier gemeinsamen Trainingseinheiten noch nicht richtig greifen konnten.
Doch es war nicht nur die Defense, die dem Kontrahenten aus der Wagnerstadt eine Trefferquote von knapp 43 Prozent (33% Dreier) erlaubte, sondern auch die eigene Offensive, die lange unter der 40-Prozent-Marke (am Ende 41,2, 33% Dreier) lag und zudem 19 Ballverluste (Bayreuth: acht Turnover und zwölf Steals) produzierte. Da nutzte es den Bambergern, die das 82. Oberfrankenderby coronabedingt vor leeren Rängen austragen mussten, wenig, dass Trevis Simpson mit 21 Punkten (5/9 Dreier) sein bislang bestes Saisonspiel zeigte, Kapitän Christian Sengfelder zwar spät seinen Rhythmus fand, aber abermals ein Double-Double (13 Punkte/14 Rebounds) auflegte und auch Neuzugang Akil Mitchell mit sechs Zählern und zehn Rebounds ein ordentliches Debüt gab.
Bamberg verunsichert und ohne Rhythmus
Bei seinem ersten Auftritt als Cheftrainer von Brose Bamberg musste Oren Amiel einen klassischen Fehlstart seiner Mannschaft mit ansehen. Die Hausherren wirkten in den ersten gut sechseinhalb Minuten verunsichert, brachten offensiv kein Bein auf den Boden (fünf Ballverluste in den ersten vier Minuten) und liefen in der Verteidigung den frech aufspielenden Bayreuthern hinterher. Die Folge war ein 2:13-Rückstand nach 6:12 gespielten Minuten (Martinas Geben traf als einziger Bamberger zweimal von der Freiwurflinie).
Erst als Coach Amiel dazu überging, seine Bankspieler ins Spiel zu bringen, kam allmählich Schwung in die Offensive. Besonders tat sich dabei Shannon Scott hervor, der in der siebten Spielminute nicht nur Bambergs ersten Treffer aus dem Feld markierte, sondern seine Farben mit insgesamt zehn Zählern in Serie zurück ins Spiel brachte. Zeitgleich steigerten sich die Brose-Boys auch defensiv, profitierten dabei natürlich auch von der extrem verkürzten Bayreuther Rotation (Raoul Korner fehlten weiterhin drei Stammkräfte). Nach dem 15:20-Rückstand zur ersten Viertelpause kämpften die Gastgeber weiter – mit Erfolg. Der aus der Corona-Quarantäne zurückgekehrte Kenny Ogbe besorgte in der 13. Spielminute per AND1 zum 24:23 die erste – am Ende muss man sagen auch einzige – Bamberger Führung.
Der Gast aus Bayreuth ließ sich von sich aufbäumenden Bambergern nämlich nicht aus dem Konzept bringen und konnten sich in wichtigen Sequenzen in erster Linie auf Marcus Thornton und Terry Allen, der den Vorsprung postwendend wieder auf die Bayreuther Seite holte, verlassen. Auf Seiten der Domstädter tat sich in der Folge neben Scott mit Trevis Simpson ein zweiter Brose-Akteur hervor, der bislang nicht so richtig in die Saison finden wollte. Doch auch seine insgesamt 14 Punkte in Durchgang eins verhinderten nicht, dass medi bayreuth zum Seitenwechsel knapp mit 41:40 in Front lag.
Bamberg kämpft, Bayreuth nutzt seine Chancen cleverer
Zum Start in Halbzeit zwei vertraute Oren Amiel erneut seiner Startformation vom Spielbeginn, doch diese glänzte wiederum mit Fehlwürfen und schlechten Entscheidungen im Passspiel. Dennoch war es dann Justin Robinson, der bereits nach dreieinhalb Minuten den Offensivbann durchbrach und seine Farben gegen weiterhin starke Bayreuther im Spiel halten konnte. Mit fortschreitender Spielzeit war das Bild dieses Derbys – genau wie in Durchgang eins – aber mehr und mehr wieder vom Kampfgeist beider Seiten geprägt. Shannon Scott, der die Brose-Offensive an diesem Abend deutlich besser im Griff hatte, und Patrick Heckmann versuchten alles, um ihre Farben wieder in Front zu bringen, doch die Korner-Rumpftruppe hatte durch ihre Ausgeglichenheit im Scoring stets eine Antwort parat und hielt sich den Kontrahenten aus der Domstadt einigermaßen vom Hals – Zwischenstand nach 30 Minuten: 55:62 aus Brose-Sicht.
In den ersten Minuten des Schlussabschnitts spürte man, dass Bayreuth trotz oder gerade aufgrund von schwindenden Kräften jetzt alles daran setzen wollte, eine Vorentscheidung zu erzwingen und zog durch Dreier von Allen und Doreth bis auf 13 Zähler (74:61, 34. Min.) davon. Auch ohne Fans im Rücken wollten sich die Jungs um Kapitän Chris Sengfelder beim Debüt von Coach Oren Amiel zwar dieses Mal nicht kampflos geschlagen geben, haderten jedoch extrem mit ihrer seit Spielbeginn konstant schwachen Trefferquote aus dem Feld. Doch ausgerechnet Justin Robinson, der über drei Viertel nicht zu sehen war und klar im Schatten seines Backups stand, und Trevis Simpson, der sein mit Abstand bestes Spiel im Brose-Dress machte, hauchten den Domstädtern noch einmal Leben ein (79:82, 31,8 Sekunden vor dem Ende). In den Schlusssekunden war man beim 84:86 zwar noch einmal richtig in Schlagdistanz, doch Bayreuth fand über die ehemaligen Bamberger Doreth und Bruhnke letzte Kraftreserven, behielt einen kühlen Kopf und brachte den Sieg – der dritte in Serie in der BROSE ARENA – von der Freiwurflinie nach Hause (87:84).
Brose Bamberg: Simpson (21 Punkte), Sengfelder (13), Robinson (13), Scott (13), Heckmann (11), Mitchell (6), Ogbe (5), Geben (2), Prewitt, Lockhart, Omuvwie
medi bayreuth: Allen (20), Thornton (20), Sajus (15), Wohlrath (12), Anim (8), Doreth (7), Bruhnke (5), Jalalpoor, Sanders
Fazit von Brose-Headcoach Oren Amiel:
„Bayreuth war über weite Strecken des Spiels besser. Das muss man anerkennen. Wir suchen noch nach unserem Weg, vor allem defensiv haben wir noch viel Verbesserungspotenzial. Wir haben jetzt zwei Wochen Zeit, um unseren Stil zu finden. Offensiv war das ok, wir haben 84 Punkte erzielt. Aber hinten haben wir viel zu leichte Körbe kassiert. Das ist unser Job, der Job des kompletten Teams, das abzustellen und besser zu werden. Daran werden wir jetzt arbeiten.“