Brose Bamberg startet ins Playoff-Viertelfinale gegen ALBA BERLIN
Sie ist endlich da, die geilste Zeit des Basketballjahres – die Playoffs! Nachdem es lange Zeit nicht so aussah, startet Brose Bamberg am Freitag nun doch zum 21. Mal in Folge in die Postseason der easyCredit Basketball Bundesliga. Um 19 Uhr erfolgt der Tip-off zum ersten von maximal fünf Viertelfinalduellen. Der Gegner ist dabei kein Geringerer als Ligaprimus und Titelverteidiger ALBA BERLIN.
Bamberg gegen Berlin ist ein Duell, das die Fans beider Lager elektrisiert und ein echter Klassiker in Basketball-Deutschland ist. Die erste Begegnung am Freitagabend ist das insgesamt 100. Duell beider Mannschaften und dementsprechend gibt es auch viel Historie. Beide Teams gehören auch zu den Dauergästen in den Playoffs. Während es für Bamberg die 21. Teilnahme in Serie (seit 2002) ist, ist Berlins Serie sogar noch imposanter. Der Hauptstadtklub ist seit 1986 (seitdem wird in einem Playoff-Format in drei K.o.-Runden gespielt) jedes Jahr dabei, wenn die besten Acht der Hauptrunde den Meistertitel ausspielen. Rechnet man ALBA und den Vorgängerverein DTV Charlottenburg zusammen, kommt man auf 37 Jahre. Das letzte Mal, dass die Berliner als Hauptrundenerster in die Playoffs gingen, ist allerdings bereits 13 Jahre her. Und obwohl beide Vereine quasi immer in der Postseason dabei sind, treffen sie kaum aufeinander. Das letzte Playoff-Duell gab es im Finale 2011, welches Brose Bamberg mit 3:2 für sich entscheiden konnte.
In diesem Jahr stehen die Vorzeichen jedoch klar zugunsten der Berliner, die als Tabellenerster gegen den -achten ins Rennen gehen. Doch auch hier zeigt die Geschichte, dass das Duell Eins gegen Acht nicht immer eine klare Angelegenheit sein muss. Als Bamberg im letzten Jahr ebenfalls als Achter in die Postseason ging, verlangten sie dem damaligen Spitzenreiter aus Ludwigsburg (damals nur vier Saisonniederlagen) alles ab und erzwangen ein entscheidendes Spiel fünf. Auch Berlin hat als Ligaprimus schon seine – zum Teil negativen – Erfahrungen machen müssen. 2006 gegen Oldenburg und 2009 gegen Paderborn mussten die Spreestädter jeweils in ein nervenaufreibendes Entscheidungsspiel, schafften dann aber noch den Halbfinaleinzug. 2007 war es für die Albatrosse dann besonders bitter, denn sie schafften es nicht, sich im Viertelfinale gegen den Achten aus Quakenbrück zu behaupten und schieden sang- und klanglos mit 0:3 aus. Dieses Debakel passierte einem Hauptrundenersten anschließend nur noch ein einziges Mal: Oldenburg musste sich 2010 Braunschweig in vier Spielen geschlagen geben.
Berlin auf den Punkt in Topform
Blickt man allerdings auf die letzten Wochen zurück, wird klar, dass Berlin in diesem Jahr nur schwer zu überraschen sein wird. Den Platz an der Sonne und damit Heimrecht bis zum möglichen Finale haben sich die Hauptstädter vor allem in ihrem Saisonendspurt verdient. Seit mittlerweile elf Spielen ist die Truppe um Kapitän Luke Sikma ungeschlagen und demonstrierte dabei des Öfteren seine Stärke. Auch am vergangenen Dienstag holten die Berliner einen 83:78-Prestigeerfolg beim FC Bayern München Basketball und beendeten damit ihre Hauptrunde erfolgreich. In einer für beide Seiten sportlich bedeutungslosen Partie gingen die Hauptstädter trotzdem bis zur letzten Sekunde intensiv zu Werke und stimmten sich auf die Playoffs ein.
Bester Albatros war Jaleen Smith mit 24 Punkten, Yovel Zoosman und der frühere Bamberger Maodo Lô punkteten ebenfalls zweistellig. Damit sind wir auch gleich bei ALBAs größter Stärke: Der Offensive. Nach leichten Schwierigkeiten zu Saisonbeginn, als sich vor allem die Neuzugänge Smith und Zoosman noch integrieren mussten, läuft die Angriffsmaschinerie seit Monaten beständig auf Hochtouren. Mit durchschnittlich 87 Punkten stellen die Mannen von Israel Gonzales hinter Bonn (87,9) die beste Offensive aller BBL-Teams und sind dabei obendrein noch unberechenbar, da es nicht den einen Spieler gibt, sondern das Kollektiv, aus dem jeder heiß laufen und ein Spiel entscheiden kann. ALBA BERLIN ist aber nicht nur Offensive, sondern kann auch hervorragend Defensive (durchschnittlich lediglich 72,9 Gegenpunkte).
Bamberg vor hoher Hürde
Wie schwer es werden wird, hat Brose Bamberg vor nicht allzu langer Zeit bereits am eigenen Leib erfahren. Mit 57:89 wurde Bamberg vor knapp drei Wochen chancenlos aus der Halle geschossen. „Natürlich haben wir noch das Spiel vor drei Wochen im Kopf. So etwas darf und wird uns nicht mehr passieren. Wir müssen am Freitag viel physischer sein. Sie haben uns offensiv wie defensiv ihren Willen aufgezwungen. Darauf müssen wir besser vorbereitet sein“, blickt Broses Kapitän Christian Sengfelder auf das Rückspiel der Hauptrunde Ende April zurück.
Diese Klatsche war eine von zwei Niederlagen, die Brose seit Mitte März aus den letzten elf Partien hinnehmen musste. Die neun Erfolge auf der anderen Seite waren wichtig, um überhaupt noch die Playoffs zu erreichen. Der letzte am vergangenen Sonntag (77:67) gegen Hamburg war dabei besonders wichtig, ging es in dieser Partie für Bamberg doch um alles oder nichts. Dabei zeigten die Mannen von Coach Oren Amiel, dass sie mit Drucksituationen gut umgehen können und dass auch ihre Offensive nicht so leicht auszurechnen ist. Am Sonntag waren etwa Justin Robinson (20), Omar Prewitt (12) und Tomáš Kyzlink (12) Bambergs beste Werfer. Ebenso sehr hervorzuheben aber sind Kenneth Ogbe und Chris Dowe, die in erster Linie defensiv einen starken Job gegen Hamburgs Dauerbrenner Caleb Homesley gemacht und den Topscorer bei acht Punkten gehalten haben.
Seit Montag legten Coach Amiel und sein Staff den Fokus auf den Viertelfinalgegner aus Berlin. „Unser Ziel muss sein, eines der beiden Spiele am Wochenende zu klauen. Vielleicht unterschätzen sie uns auch nach ihrem deutlichen Sieg vor drei Wochen etwas. Wir wittern auf jeden Fall unsere Chance“, hofft Sengfelder auf den Überraschungseffekt des Underdogs.
Die „best of five“-Serie wird – wie in der letzten Saison auch – im Format 2-2-1 ausgetragen. Demnach findet auch das zweite Aufeinandertreffen am Sonntag (15. Mai, 18 Uhr) in Berlin, dieses Mal in der Max-Schmeling-Halle, statt. Spiel drei (19. Mai, 19 Uhr) steigt dann in jedem Fall in Bamberg, wo auch die mögliche vierte Partie (22. Mai, 18 Uhr) zur Austragung kommt. Gibt es ein fünftes „do or die“-Spiel, kehrt die Serie dafür am 25. Mai (20:30 Uhr) wieder an die Spree zurück.