Brose Bamberg mit unnötiger Niederlage in Rumänien
Am 4. Spieltag der Zwsichenrunde des FIBA Europe Cups musste Brose Bamberg einen selbst verschuldeten, dennoch empfindlichen Rückschlag im Kampf um den Einzug in die K.O.-Runde hinnehmen. Beim bislang Letzten der Gruppe L, CSM CSU Oradea, unterlagen die Bamberger nach vor allem defensiv ganz schwachen 40 Minuten mit 84:95, mussten dadurch selbst die Tabellenführung abgeben (Brose ist jetzt Dritter) und zudem noch die Rumänen, die auch den direkten Vergleich auf ihrer Seite hatten, an sich vorbeiziehen lassen. Auffälligster Bamberger an diesem gebrauchten Abend war Broses Kapitän Christian Sengfelder mit 23 Punkten (5/8 Dreier) und neun Rebounds. Übertroffen wurde er lediglich von Oradeas Donatas Tarolis, der es auf starke 27 Zähler sowie je vier Rebounds und Assists brachte.
Dank Sengfelder, Young (6) und Chachashvili (5) hatte Brose in einer vom Start weg offensivgeführten Partie klare Reboundvorteile (44:23, 22:6 offensiv), konnte daraus jedoch kaum Zählbares verbuchen, da man – im Gegensatz zu Oradea – insbesondere von jenseits der 6,75m-Linie kaum den Korb traf. Die oberfränkischen Schützen versuchten sich satte 36 Mal aus der Distanz, konnten dabei allerdings lediglich sieben Treffer landen (19,4 Prozent). Die Hausherren versenkten ihre Distanzwürfe über weite Strecken der Partie extrem hochprozentig und hatten am Ende eine 42-prozentige Erfolgsquote (13/31) in der Statistik stehen. Es lag aber nicht nur an den Dreiern, denn die Mannen von Coach Oren Amiel brachten in der Verteidigung über die vollen 40 Minuten kein Bein auf den Boden, sodass der Gastgeber nach Belieben aus jeder Lage scoren konnte – und dies auch tat.
Bambergs Dreier fällt von Beginn an nicht
Den besseren Start in die Partie erwischte zunächst Brose, bei denen nach dem Eröffnungskorb von Jaromir Bohacik in der Folge Christian Sengfelder (neun Punkte in den ersten 5:40 Minuten) und Kevin Wohlrath (sechs Punkte in 5:58 Minuten) das Scoring übernahmen und ihrem Team einen 17:12-Vorsprung (6. Min.) bescherten. Im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs fanden dann in erster Linie mit Patrick Miller und Jaromir Bohacik noch zwei weitere Bamberger ihren Rhythmus und so spielten die Gäste offensiv auf einem konstant hohen Niveau, waren dabei von Oradea vor allem aus dem Zweierbereich kaum zu stoppen (17/19 in Halbzeit eins). Der Dreier dagegen wollte bei den Amiel-Jungs mit nur 21,4 Prozent (3/14) nicht fallen.
Was ebenfalls überhaupt nicht funktionierte und Broses Headcoach Oren Amiel schon in der ersten Auszeit im ersten Viertel negativ auffiel, war die Verteidigungsarbeit seiner Mannschaft. Die Brose-Boys schafften es zu keinem Zeitpunkt weder die Zone dicht zu machen, noch die Dreierlinie ordentlich zu verteidigen – und das wussten die Rumänen in heimischer Halle zu nutzen. Dabei waren es mit Mark Ogden (17 Punkte bei 100% Trefferquote), Donatas Tarolis (15 Punkte) und Kris Richard (zehn Zähler) eigentlich nur drei Akteure, die nach Belieben – und egal aus welcher Entfernung – scoren konnten. Insbesondere von „downtown“ erwischten die Gastgeber mit knapp 60% Erfolgsquote eine bärenstarke erste Halbzeit und lagen dadurch ab der achten Spielminute in Front und bauten die Führung im Verlauf von Viertel zwei sogar zwischenzeitlich bis auf 13 Punkte (45:32, 13. Min.) aus. Brose stemmte sich zwar mit aller Macht dagegen, erlaubte sich unter dem Strich aber zu viele Fehler – darunter auch elf Ballverluste (fünf Steals von Oradea) – und musste nach Ablauf einer offensivgeprägten ersten Halbzeit mit einem 52:57-Rückstand leben.
Kein defensiver Zugriff
Nach dem Seitenwechsel schien es zunächst so, als hätte Oren Amiel die richtigen Worte an sein Team gerichtet. Über Kapitän Sengfelder (dritter Dreier) und Gabriel Chachashvili kam man schnell zum Ausgleich (57:57, 22 Min.), was auch daran lag, dass man in den ersten zwei Minuten zeigte, dass man auch Defense spielen kann. Lange hielt Broses Verteidigungsintensität jedoch nicht an. Über ihren eigentlichen Topscorer, Erick Neal, und Tarolis fanden die Hausherren schnell wieder ihren guten Offensivrhythmus aus den ersten 20 Minuten. Zudem glänzten die Achim-Jungs auch weiter in ihrer Paradedisziplin, den Steals, und konnten sich so – auch dank einiger Schnellangriffe – zügig wieder deutlicher absetzen. Bambergs bis dato höchster Rückstand war beim 64:78 (28. Min.) erreicht.
Von diesem Rückstand konnte sich der deutsche Vertreter dann im Schlussabschnitt nicht mehr erholen. Allen voran Kapitän Chris Sengfelder und Patrick Miller warfen offensiv zwar noch einmal alles in die Waagschale. Was fehlte, waren die dazu notwendigen Stops in der Verteidigung. Selbst als Oradea einen Gang zurückschaltete und auch die Treffsicherheit der Rumänen nachließ, war Bamberg nicht in der Lage, in der Verteidigung ordentlich zuzupacken und so vielleicht noch einmal eine entscheidende Aufholjagd zu starten. Final tritt Brose Bamberg die Heinreise mit einer verdienten 84:95-Pleite an und muss somit ernsthaft um das Weiterkommen in die K.O.-Phase bangen.
CSM CSU Oradea: Tarolis (27 Punkte), Ogden (19), Richard (15), Neal (14), Holt (11), Markovic (7), Baciu (2), Nicolescu, Gheorghe, Vescan
Brose Bamberg: Sengfelder (23), Miller (17), Bohacik (11), Chachashvili (8), Wohlrath (8), Simmons (6), Young (4), Bell (4), Heckmann (3), Reaves
Fazit von Brose-Headcoach Oren Amiel:
„Sie haben uns heute nahezu in jedem Angriff einen Korb eingeschenkt. Wir waren defensiv nicht anwesend. Viel mehr gibt es zu diesem Spiel eigentlich nicht zu sagen. Wir haben zur Halbzeit 57 Punkte kassiert. So etwas hast du nicht mal in der G-League. Aber, auch das muss man anerkennen: sie haben das heute sehr stark gemacht. Ihr Spiel war dafür verantwortlich, dass wir so gespielt haben, wie wir gespielt haben. Zum Schluss: ich sehe auch immer das Positive. Das war heute nicht im Spiel, aber wir haben nach wie vor die Chance aufs Weiterkommen. Dafür müssen wir aber in jedem Fall besser spielen, als wir das heute getan haben.“