DB Netz, die Stadt Bamberg und VWI Stuttgart nehmen Stellung
Die ebenerdige Durchfahrung mit einer innovativen Lärmschutzlösung – das ist der Sieger, den das Verkehrswissenschaftliche Institut (VWI) Stuttgart unter sieben Varianten herausgefiltert hat. Die Palette reichte vom sogenannten Ohne-Fall bis zur Volluntertunnelung. Aber auch die Stadt Bamberg, vertreten durch den Leiter des Baureferats Thomas Beese, sowie die DB Netz AG mit Mike Flügel, Bauherrenvertreter Großprojekt VDE 8.1, stellten in Impulsreferaten am Mittwoch, 21. Februar in einem gut gefüllten Hegelsaal der Öffentlichkeit ihre Standpunkte vor.
Im Bahnausbau sieht Oberbürgermeister Andreas Starke großes Potenzial für die Stadt, denn nur durch eine intakte und moderne Verkehrsanbindung bleiben Städte am Puls der Zeit. Was Bamberg betrifft, wurde hier über das Wie in den letzten Jahren und Monaten viel diskutiert und gestritten. 40 Untersuchungen zum Bahnausbau gab es bereits, allein 29 davon hat die Stadt Bamberg beauftragt. Nun scheint eine Lösung in Aussicht zu sein. Sieger des neutralen Gutachtens des VWI ist der ebenerdige Ausbau.
„Die ideale Lösung, die nur Vorteile bringt, gibt es nicht.“
Schon ab 17.30 Uhr konnten Interessierte im Foyer der Konzerthalle aufwendig gestaltete Pläne und Stellwände studieren. Die anschließenden Referate bildeten die Fortsetzung der Visualisierung. DB Netz erläuterte den Spurplan. Verkehrlich und betrieblich habe man durch diesen Spurplan nun das Optimum erreicht, so die Aussage von Mike Flügel. Baureferatsleiter Thomas Beese stellte noch einmal klar, dass Bürger und Stadt durch den Ausbau vielfältig betroffen seien. „Die ideale Lösung, die nur Vorteile bringt, gibt es nicht“, betonte er und wünschte sich am Ende seiner Rede, dass der weitere Dialog, auch zwischen Initiatoren, Stadt und Bürgern, von Respekt geprägt wird.
Sieben Bahnausbau-Varianten standen zur Debatte
Stefan Tritschler vom Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart (VWI) stellte schließlich die sieben Varianten vor, die zur Debatte standen, und wertete sie aus. Die Ergebnisse basieren auf einem System von 52 Kategorien. Dabei belegten die drei verschiedenen Tunnel-Varianten die letzten Plätze. Der viergleisige ebenerdige Ausbau ging als Sieger mit bestplatzierten 354 Punkten hervor. Tritschler: „Wir empfehlen die ebenerdige Befahrung, aber – das darf man offen sagen – auch diese Variante hat Nachteile.“ Damit meinte er unter anderem Kosten, eine lange Bauphase oder die Diskussion um den Lärmschutz und dessen Umsetzung. Generell will sich der Bamberger Stadtrat Anfang März in einer Sondersitzung endgültig auf eine Ausbauvariante festlegen.
Großes Vorhaben – viele Fragen
Am Ende standen alle Vertreter für vorher in einer Box gesammelte Fragen zur Verfügung. Großes Thema dabei waren der Lärmschutz und auch die Gefährdung des Weltkulturerbes. Da letzteres aber kurz vor den Bahnschienen seine Grenze hat, besteht hier keine Aberkennung. Bei den Lärmschutzwänden versprach die Bahn, einen Wettbewerb auszuschreiben, um Bamberg-spezifische Lösungen zu finden. Die Bahn geht von transparenten Wänden aus Plastik aus.
Der Prozess ist ein langer und mit Sicherheit auch kostspieliger. Bleibt zu wünschen, dass die Vorteile, wie verringerte Schienenlärmbelästigung und eine Angebotserweiterung im Nahverkehr auch ankommen. Dessen ungeachtet sollte die Bahn auch in diesem Atemzug über ihre Fahrpreise noch einmal nachdenken und auch darüber, ob man Fahrräder in Bayern kostenlos, so wie es in Bundesländern wie Thüringen längst üblich ist, transportieren kann. Denn was nützen die besten Vorhaben und modernsten Anlagen, wenn die Preispolitik und Praktikabilität nicht bürgernah sind?