Coronabedingt musste das Fränkische Brauereimuseum die Eröffnung seiner Jubiläumsausstellung „Pax Vobiscum“ verschieben. Anfang September wurde der Termin als Intermezzo mit Bürgermeister Jonas Glüsenkamp und zahlreichen Brauern aus der Region nachgeholt. Eines der Highlights der Schau ist eine große Holzskulptur von Elias Frisch, die als Leihgabe aus Unterfranken an die Regnitz gekommen ist.
„Ich hätte nicht gedacht, dass gerade Bieretiketten so kreativ und kunstvoll gestaltet werden können“, so der Bamberger Bürgermeister Jonas Glüsenkamp bei der Runde, die er mit dem Oberelsbacher Brauer Andreas Seufert durch die Ausstellung am Bamberger Michelsberg drehte. Über 70 verschiedene Etiketten und ihr jeweiliger Entstehungsprozess sind auf großformatigen Drucken im gesamten Brauereimuseum verteilt. Verantwortlich für das Design zeichnet Künstler Christian Krank. Der Comic-Zeichner aus Würzburg ist sonst eigentlich eher der „dunklen“ Seite zugewandt. Hauptberuflich ist er als Krankenpfleger unterwegs und singt noch in einer Metal-Band. „Es ist gerade toll, mit den Bieretiketten etwas völlig neues und anderes zu machen, ich habe dabei völlig freie Hand und kann mich richtig ausleben.“ Das Vertrauen zwischen dem Etikettenkünstler und dem Brauer datiert noch in die Kinderzeit, als beide gemeinsam die Schulbank drückten.
Seufert selbst absolvierte später bei der Würzburger Hofbräu die Ausbildung zum Brauer, bevor er bei Anstellungen unter anderem in Vietnam, China, Australien, Südafrika, der Türkei und Russland viel Erfahrung sammeln konnte. Die Idee zur eigenen Brauerei verlor er dabei nie aus den Augen und verwirklichte sie Ende 2009 mit der Pax Bräu in der Rhön. Den Namen dafür hatte er schon acht Jahre vorher gefunden, als er am denkwürdigen 9.11.2001 seinen ersten Tag in der Braumeisterschule in Gräfelfing hatte. Darauf ging auch Museumsvorstand Martin Knab bei seiner Begrüßung ein. Er verfolgte den Ausdruck „Schwerter zu Pflugscharen“ durch die Jahrhunderte vom ursprünglichen Bibelzitat bis zur von einer sowjetischen Bronzeskulptur angeregten Friedensinitiative in der DDR, die die drei Worte zu ihren Slogan machte.
Später inspirierte das Idiom auch die westlichen Friedensaktivisten – und Andreas Seufert machte den Brückenschlag zum Brauhandwerk – und „Schwerter zu Zapfhähnen“ zu seinem Wahlspruch. Der findet sich nicht nur auf vielen der ausgestellten Etiketten, sondern wurde auch zum Motto der riesigen Holzskulptur von Elias Frisch aus Bischofsheim. Der Holzbildhauer bezeichnet sich selbst als Wooddruide und war von dem Bild des „Zapfhahnschmiedens“ sofort angetan. Innerhalb von vier Wochen und über 200 Arbeitsstunden ließ er aus großen Eschenstämmen einen Hopfen- und einen Gerstenmann entstehen, die aus einem Schwert einen Zapfhahn formen. Die eindrucksvolle Figurengruppe steht normalerweise in Bad Neustadt in der Rhön, gehört aber als Leihgabe ebenfalls zur Ausstellung in Bamberg.
Kuratorin Nina Schipkowski betonte in ihrer Einführung, dass vor allem die kompromisslose Haltung von Andreas Seufert sie zu der Ausstellung inspiriert habe. Bei seinem Ansinnen, „ein Leuchtfeuer der Nonkonformität in einer wachsenden Eintönigkeitswüste der Großkonzernerzeugnisse zu sein“, habe er Kunst und Brauen vereint und somit das Thema Werbemittel auf eine neue Stufe gehoben. Schipkowski machte sich auch viele Gedanken, wo in den umfangreichen Museumsräumen welche Etiketten präsentiert werden: „Für die Ausstellung habe ich mich für sinnvolle Gruppen aus ästhetischen oder zum Beispiel inhaltlichen Gründen entschieden. Aus ästhetischen Gründen hängen z.B. besonders düstere, martialische Motive passenderweise im Eiskeller, die Etiketten für die Singlehop Biere mit Edelsteinhopfensorten hängen folgerichtig aus inhaltlichen Gründen zusammen.“
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis Ende 2022, der Eintritt kostet 4 Euro. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.brauereimuseum.de.