Projekt „Klimawald“ von Schülerinnen und Schülern des Franz-Ludwig-Gymnasiums gemeinsam mit der städtischen Forstverwaltung
Gustl ist 14 Jahre alt und ein echtes Arbeitstier. Im Bamberger Stadtwald ist er ein ungewohnter Anblick, denn ein Pferd, das einen Pflug zieht, sieht man hier eher selten.
Gleiches gilt für den Trupp von 29 Schülerinnen und Schülern, die sich an diesem Tag nach den Vorarbeiten von Gustl hochmotiviert an die Arbeit machen. Die Erklärung für diese außergewöhnliche Szenerie hat mit dem Klimawandel zu tun – und mit einer kreativen Idee des Franz-Ludwig-Gymnasiums (FLG).
In Zusammenarbeit mit dem städtischen Forstamt beteiligen sich insgesamt über 150 Schülerinnen und Schüler des FLG an der Aktion „Klimawald – wir forsten auf!“. Ausgehend von dem Ansporn, als Schule mehr zu tun als nur Papier und Restmüll zu trennen, sondern an einer konkreten sinnvollen Aufgabe aktiv mit anzupacken, ergab sich eine ideale Konstellation mit der städtischen Forstverwaltung. Denn die hat sinnvolle Aufgaben reichlich zu bewältigen. Gerade der Klimawandel stellt die Forstverantwortlichen vor eine Herkulesaufgabe: den Wald so umzubauen, dass er dem Klima des 21. Jahrhunderts standhalten kann. Kiefern und vor allem Fichten sind dazu nicht imstande, wie die vergangenen Jahre mit Hitze und Trockenheit dramatisch vor Augen geführt haben.
„Auch in unseren Wäldern werden die Lücken durch abgestorbene und absterbende Nadelwaldbestände von Jahr zu Jahr größer“, berichtet Forstamtsleiter Johannes Hölzel. Die bereits seit Jahren praktizierte Methode der nachhaltigen Forstwirtschaft setzt man daher umso konsequenter weiter fort. Ein grundlegender Baustein dafür ist der „Waldumbau“, weg von reinen Fichten- oder Kiefernbeständen hin zu einem mehr von Laubbäumen geprägten Mischwald. Besonders Eichen gelten, neben der Esskastanie, Douglasie oder Baumhasel als Bäume der Zukunft.
Die Erläuterung dieser Zusammenhänge standen dann auch am Anfang des dreistündigen Arbeitseinsatzes, den Revierförster Dieter Bierlein leitete. Was tun wir? Warum tun wir es und wie funktioniert es? Diese Fragen bekamen die FLG-Schülerinnen und -Schüler an diesem Nachmittag auf der rund 2 Hektar großen Fläche im Stadtwald zwischen der Bamberger Südflur und Strullendorf beantwortet. Womit wir wieder bei Gustl, dem Kaltblüter-Pferd wären. Dieser bereitete nämlich die Fläche für die Aussaat von Eicheln vor, indem er mit Hilfe eines Pfluges und zwei Arbeitern lange Furchen in den Waldboden grub.
Eichel-Aussaat will gelernt sein
Nach einer Anleitung durch Forstarbeiter der städtischen Forstverwaltung durften dann die Sechstklässler selbst ans Werk gehen: Zunächst galt es dabei, die aufgefurchten Bereiche mit Harken sauber für die Aussaat vorzubereiten. Dann ging es an das eigentliche Ausbringen der Eicheln per Hand. Nicht zu viele und nicht zu wenige, nicht zu weit verstreut, aber auch nicht zu eng aufeinander, war die Vorgabe. Nach einigen Versuchen und mit entsprechender Hilfestellung stellte sich bald schon eine gewisse Routine ein.
So wie an diesem Tag gibt es insgesamt fünf Termine, neben dem Revier Stadtwald außerdem auch im Weipelsdorfer Revier und im Hain, an denen Schülerinnen und Schüler des FLG aus den Jahrgangsstufen 6 bis 9 im Rahmen des Klimawald-Projektes tatkräftig mithalfen. Neben Saat und Saatgutaufbereitung lernten sie auch, wie Wildlinge von Spitzahorn und Buche gewonnen werden.
Bewusstsein und Verständnis geschärft
„Wir sind sehr froh, dass das FLG diese Aktion mit uns durchführt“, so Johannes Hölzel. Dabei gehe es vor allem um die Bewusstseinsbildung in der jungen Generation und das Verständnis für die ökologischen Zusammenhänge in der Waldwirtschaft.
Und auch bei den Verantwortlichen des FLG ist man begeistert: „Wir sind überwältigt von der Teilnahmebereitschaft der Schülerinnen und Schüler an der Klimawaldinitiative. Sie zeigen, wie wichtig es ihnen ist, etwas Konkretes, Nachhaltiges im Sinne des Klimaschutzes zu leisten, und das in ihrer Freizeit!“, so Projektverantwortlicher Michael Eichiner. Man wolle mit der Klimawaldinitiative außerdem einen Beitrag leisten, dass Jugendliche und Kinder am Nachmittag an der frischen Luft körperlich aktiv sind und den Kopf sprichwörtlich wieder frei bekommen. „Dass damit unbestritten sinnvolle Maßnahmen für den Klimaschutz einhergehen, ist eine ideale Gelegenheit“, so Eichiner.