Sparkasse Bamberg und „kunstwerk10“ erinnern an jüdisches Leben in Bamberg
Das „Quartier an den Stadtmauern“ vereint nicht nur Wohnen, Einkaufen, Übernachten und erlebbare Geschichte im Dokumentationszentrum zur Mikwe, sondern zeigt auch zeitgenössische Kunst. Mit seiner neuen Kunstinstallation bereichert der Bamberger Künstler Bernd Wagenhäuser die Kunstvielfalt im öffentlichen Raum Bambergs. Zugleich markiert das Kunstwerk einen Gedächtnisraum für jüdisches Leben in Bamberg – historisch, gegenwärtig und zukünftig.
Das Projekt „kunstwerk10“, in das die Installation von Bernd Wagenhäuser eingebunden ist, soll mit mehreren großformatigen Kunstobjekten auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft jüdischen Lebens in Bamberg aufmerksam machen. Als Grundlage der einzelnen Kunstobjekte dienen zehn historische Gusseisensäulen aus der ehemaligen jüdischen Nähseidenfabrik Kupfer, Heßlein & Co. (heute Willy-Lessing-Straße 7). Sie fanden beim Umbau der Fabrik zur Neuen Synagoge und zum heutigen Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg (IKG) keine Verwendung mehr. Die Gusseisensäulen waren einst Teil einer Industriearchitektur. Heute stehen sie sinnbildlich für das aufstrebende jüdische Wirtschaftsleben, das im 19. Jahrhundert begonnen hat. Ebenso verweisen die Säulen auf die Verbrechen der Nationalsozialisten gegenüber der jüdischen Bevölkerung Bambergs.
Als aussagekräftigen Standort für das zentrale Kunstwerk des geplanten Gesamtkunstwerks wurde das Quartier an den Stadtmauern gefunden. „Die Sparkasse Bamberg fördert gerne das Projekt ‚kunstwerk10‘. Wir freuen uns, die Kunstinstallation des renommierten Künstlers Bernd Wagenhäuser im Quartier zu beherbergen“, sagt Vorstandsvorsitzender Stephan Kirchner. „Mit dem Dokumentationszentrum zur Mikwe machen wir jüdische Geschichte erlebbar. Das neue Kunstprojekt fügt sich auf diesem geschichtsträchtigen Boden passend ein.“
Die Kunstinstallation Bernd Wagenhäusers stellt ein säulenförmiges Konstrukt aus Cor-Ten-Stahl dar, das die historischen Gusseisensäulen „umformt“ – von einer eher geschlossenen bis hin zu einer dynamischen und aufgebrochenen Gestalt. Die Hauptinstallation besteht aus zwei Teilen: Eine Säule erhebt sich in der Durchgangspassage bei der Franz-Ludwig-Straße und reiht sich in die Achse zwischen den Sichtbetonsäulen ein. Eine größere Säule steht im Grünbereich hinter der historischen Stadtmauer. Diese Säule baut sich in der gleichen Formensprache auf, ist jedoch in ihrer Wirkung dynamischer und erscheint mit ihrer aufgebrochenen Struktur unruhiger. Ein ergänzender dritter Teil der Installation ist vor dem Eingang des Dokumentationszentrums zur Mikwe platziert. Diese Plastik ist in ihrer Gestalt verschlossener. Sie fußt auf dem gusseisernen Kapitell einer der historischen Säulen. Das „Innere“ der Plastik ist daher nur zu erahnen. „Mein Werk lädt zu mannigfaltigen Deutungsmöglichkeiten ein. Wer die Plastiken betrachtet, kann sie subjektiv und vielseitig ‚lesen‘. Die Oberfläche des Cor-Ten-Stahls ändert sich langfristig durch eine sich bildende Patina. Die Plastik befindet sich also in einem stetigen Prozess der Veränderung und lädt immer wieder zu neuen Sichtweisen ein“, so Künstler Bernd Wagenhäuser.
„Kunst im öffentlichen Raum spielt in der Weltkulturerbestadt Bamberg eine bedeutende Rolle.
Wir begrüßen dieses neue Kunstvorhaben umso mehr, als es gleichzeitig einen Prozess der Erinnerung und Auseinandersetzung mit unserer jüdischen Stadtgeschichte eröffnet. Kunst kann in vielfältiger Weise auf die Verantwortung hinweisen, welche bis heute und zukünftig besteht“, sagt Oberbürgermeister und Verwaltungsratsvorsitzender Andreas Starke.
„Neben dem Dokumentationszentrum zur Mikwe bekommt das Quartier an den Stadtmauern einen weiteren Kulturschatz, der jüdisches Leben an dieser Stelle sichtbar macht. Unsere Sparkasse stellt auch bei diesem Vorhaben ihr nachhaltiges Engagement für unsere Region eindrucksvoll unter Beweis“, resümiert Landrat und stellvertretender Verwaltungsrats-vorsitzender Johann Kalb.
Um das Gesamtkunstprojekt realisieren zu können, wurde im Jahr 2020 der ehrenamtlich tätige Förderverein „kunstwerk10 e.V.“ gegründet. Der Name weist sowohl auf die zehn verbliebenen Gusseisensäulen als auch auf das Gesamtkunstwerk hin, das unter Verwendung dieser Säulen an verschiedenen Standorten im Umkreis der heutigen Synagoge (IKG) entstehen soll. „Mit unserem Projekt wollen wir dem fortwährenden Antisemitismus, dem Vergessen der jüdischen Geschichte sowie dem Ignorieren gegenwärtigen und zukünftigen jüdischen Lebens entgegenwirken“, erklärt 1. Vorsitzender Wolfgang Grader. Gründungsmitglied Martin Arieh Rudolph, 1. Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, ergänzt: „Da Nachkommen der früheren jüdischen Bürgerinnen und Bürger Bambergs in Europa, den USA oder in Israel leben, kann das Kunstprojekt auch zur Völkerverständigung beitragen.“