92:93-Niederlage: Starke Leistung bleibt unbelohnt

92:93-Niederlage: Starke Leistung bleibt unbelohnt
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Dezimiertes Brose-Team muss sich Euroleague-erprobten Münchnern knapp geschlagen geben

Brose Bamberg ist nur um Haaresbreite an der großen Sensation vorbeigeschrammt. In einer begeisternden und mitreisenden Partie des 20. Spieltages (vorgezogen) unterlagen die Oberfranken im Franken-Bayern-Derby dem FC Bayern München Basketball knapp mit 92:93. David Kravish stellte dabei mit 29 Punkten eine neue persönliche Bestleistung auf.

easyCredit BBL 20/21 - 20. Spieltag: Brose Bamberg vs. FC Bayern München BasketballDass Johan Roijakkers im Duell mit dem letzten Bamberger Erfolgstrainer, Andrea Trinchieri, mit Chase Fieler, Dominic Lockhart und dem Langzeitverletzten Tyler Larson auf drei Leistungsträger wird verzichten müssen, stand schon länger fest. Kurzfristig „wechselte“ aber auch Alex Ruoff ins Bamberger Lazarett, sodass dem niederländischen Chefcoach insgesamt vier Leistungsträger abgingen.

Offener Schlagabtausch

Auf dem Feld merkte man davon allerdings zu Beginn kaum etwas. Trotz des Eröffnungsdreiers von Lucic kam Brose gut aus den Startlöchern und hatte sich bereits bis Mitte des ersten Viertels eine 15:7-Führung erarbeitet – offensiv lief es bei den Oberfranken demnach also ordentlich. Doch auch in der Verteidigung agierte man sehr konzentriert und steckte gegen die körperlich agierenden Gäste nicht zurück. Drei Freiwürfe von Michele Vitali bescherten den Hausherren in der neunten Spielminute die erste zweistellige Führung (23:13).

Danach allerdings bekam Brose Bamberg erstmals die volle Intensität und Qualität der Bayern zu spüren. Noch im ersten Viertel verkürzten Johnson und Flaccadori den Rückstand auf sechs Zähler (17:23) und setzten den Run auch nach der Viertelpause weiter fort. Unter den gewohnt lautstarken Anweisungen des „italienischen Vulkans“ (Trinchieri) zogen die Oberbayern defensiv an, ließen Brose kaum noch zu einfachen Abschlüssen kommen und generierten dadurch einfache Punkte im eigenen Angriff – die Folge war ein 14:2-Run, der München mit 31:25 (15. Min.) in Front brachte.

Bamberg kämpft und mobilisiert alle Kräfte

easyCredit BBL 20/21 - 20. Spieltag: Brose Bamberg vs. FC Bayern München BasketballDie personell dezimierten Bamberger dachten natürlich noch längst nicht ans Aufgeben und kämpften sich über David Kravish und Christian Sengfelder ins Spiel zurück. Zwei Minuten später lag Brose wieder in Führung (36:35), bis zur Pause entwickelte sich dann ein ausgeglichenes Duell. Den letzten Stich vor dem Seitenwechsel setzte dann auch Brose Bamberg, genauer gesagt Mateo Seric. Der Youngster nahm sich ein Herz und drückte den Ball noch vor der Mittellinie ab – der Ball flog und flutschte mit der Pausensirene durch den Münchner Korb zur 46:45-Führung.

Der Buzzerbeater schien Brose nochmals zusätzlich zu motivieren, denn das Team kam erneut stark auf der Kabine. Jetzt war es allen voran Devon Hall, der mit drei Dreiern in Serie die Last des Angriffs übernahm und seine Farben abermals zweistellig nach vorne schoss (57:47, 24. Min.). Diesen Vorsprung konnten Hall, Kravish & Co. dann auch ein Stück weit verteidigen, da man an beiden Enden des Feldes selbstbewusst agierte und konsequent seine Chancen suchte und nutzte.

Münchens Comeback-Qualitäten

Allerdings sind die Bayern nicht umsonst eine topbesetzte Mannschaft, die sich aus solchen Situationen wieder herausarbeiten kann. Langsam, dafür aber stetig, kam München im Verlauf der zweiten Halbzeit wieder näher heran und ließ sich auch von einem immer noch Sechs-Punkte-Rückstand (74:80), sechs Minuten vor dem Ende, nicht aus der Ruhe bringen. Doch auch Bamberg ließ nicht locker: Einen zwischenzeitlichen 11:0-Run der Gäste zum 85:80 beantwortete der in Halbzeit zwei überragende Devon Hall trocken und sorgte 120 Sekunden vor der Schlusssirene für den 87:87-Ausgleich.

easyCredit BBL 20/21 - 20. Spieltag: Brose Bamberg vs. FC Bayern München BasketballDer Rest war dann nichts für schwache Nerven: Hall mit seinem fünften Dreier und Kravish, der immer wieder gut von Hall in Szene gesetzt wurde, holten die Führung zweimal zurück auf Bamberger Seite, München konterte jedoch jedes Mal – einmal über Zipser, einmal über Reynolds – und lag bei 33 Sekunden Restspielzeit mit 93:92 in Front. Bei den letzten und entscheidenden Ballbesitzen wurde es wild, hektisch und sehr unübersichtlich. In den letzten Zügen der Partie lagen fast alle Akteure auf dem Boden und kämpften verbissen um das Spielgerät. Der Ball kam dann irgendwie zu Devon Hall, der den Wurf mit dem Buzzer jedoch nicht mehr anbringen konnte. Er wurde – zumindest sehr foul-fragwürdig – von Lucic daran gehindert. Es blieb also bei der unglücklichen Ein-Punkt-Niederlage für Brose Bamberg.

Brose Bamberg: Kravish (29 Punkte), Hall (20), Sengfelder (16), Hundt (8), Vitali (7), Ogbe (6), Grüttner Bacoul (3), Seric (3), Thompson, Bagette
FC Bayern München Basketball: Reynolds (20), Baldwin (14), Zipser (12), Flaccadori (10), Djedovic (10), Lucic (9), Seeley (9), Johnson (7), Radosevic (2), Grant

Fazit von Brose-Headcoach Johan Roijakkers:

„Glückwunsch an Andrea und München zum Sieg. Beide Mannschaften hatten in den letzten zwei Minuten die Chance zum Gewinnen. Wir hätten ein, zwei Stopps mehr gebraucht. Aber in den letzten Sekunden hat man die Qualität der Münchner gesehen. Sie hatten viele Spiele, die immer gleich abliefen: 37 Minuten haben sie mitgespielt, aber in der entscheidenden Phase haben sie angezogen und das Spiel entschieden. Das ist Talent und Qualität. Daher Glückwunsch. Aber ich denke, dass auch wir ein gutes Spiel abgeliefert haben. Defensiv hatten wir ein paar Fehler, die müssen wir abstellen. Alles in allem aber auch Glückwunsch an meine Mannschaft.“

Statement von Michael Stoschek, Aufsichtsratsvorsitzender der Bamberger Basketball GmbH:

„Ich mache unserer Mannschaft ein großes Kompliment. Sie hat heute hervorragend gespielt. Ich bedaure sehr, dass am Ende der Partie durch eine fragwürdige Entscheidung unser Team um die Chance gebracht wurde, das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden.“

Stimmen: Medieninformation Brose Bamberg
Fotos: Matthias Schramm