Brose Bamberg gewinnt Duell mit der BG Göttingen im Spiel der vergebenen Chancen
Brose Bamberg bleibt im Rennen um die Playoff-Teilnahme 2022 weiter am Ball. Zu verdanken haben die Oberfranken diesen Umstand Justin Robinson, der mit einem Wahnsinns-Wurf den knappen 88:87-Heimsieg am 30. Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga gegen die BG Göttingen rettete. Bester Bamberger Punktesammler in diesem verrückten Basketballspiel war Omar Prewitt mit 21 Punkten.
Zuvor sahen 3.134 Zuschauer in der BROSE ARENA über 40 Minuten eine Partie, die vornehmlich von vergebenen Chancen und viel Kampf auf beiden Seiten geprägt war. Über zwei 10:0-Läufe konnte sich Brose sowohl zu Beginn des Spiels, als auch im Schlussviertel zweistellig absetzen, diesen Vorsprung jedoch nicht lange halten, da Göttingen nie aufsteckte und über sein Guard-Trio Jeremiah Martin (17 Punkte), Harald Frey und Stephen Brown (beide je 14) immer wieder ins Spiel zurückkam. Bamberg nutzte indes seine Vorteile beim Rebound (41:33 – 15:8 offensiv) und netzte am Ende die Big Shots ein.
Bamberg startet stark, Göttingen kontert eiskalt
In das für sie fast schon überlebenswichtige Spiel startete die Bamberger Mannschaft exzellent. Chris Dowe und Kenneth Ogbe waren an beiden Seiten des Feldes hauptverantwortlich dafür, dass Brose in den ersten etwas mehr als drei Minuten einen 10:0-Blitzstart hinlegte. Selbst als Göttingen, das die Partie seinerseits mit drei Ballverlusten eröffnet hatte, über Jeff Roberson (Dreier) und Nate Grimes zu seinen ersten Punkten kam, scorte Bamberg über Ogbe und Dowe, die zusammen 14 der ersten 16 Punkte erzielten, unbeirrt weiter und lag in der sechsten Spielminute mit 16:5 in Front.
Doch wie schon so oft in dieser Spielzeit gesehen, konnte Bamberg sein Level nicht halten. Ein unsportliches Foul von Dominic Lockhart, der sich bereits im ersten Viertel drei schnelle Fouls abholte, ließ Broses roten Faden komplett reißen, während Göttingen auf der Gegenseite zusehends besser in die Begegnung fand. Ein viertelübergreifender 19:0-Run, den die Südniedersachsen von der sechsten bis zur zwölften Minute aufs Parkett zauberten, stellte den Spielverlauf komplett auf den Kopf und bescherte den Gästen eine 24:16-Führung. Erst nach knapp sieben korblosen Minuten konnte Chris Dowe, der mit 15 Punkten eine bärenstarke erste Halbzeit ablieferte, wieder für oberfränkische Punkte sorgen.
Kampf und Fouls bestimmten das Spielgeschehen
Dadurch zumindest offensiv wieder etwas stabilisiert, kämpften sich die Hausherren allein in den zweiten zehn Minuten 15 Mal an die Freiwurflinie, holten dort zehn Zähler und blieben so – und auch dank einer guten Arbeit am offensiven Brett (elf Offensivrebounds in Halbzeit eins) – trotz etlicher Fahrkarten aus dem Feld im Spiel. Dass es zur Pause dennoch nur zu einer knappen 43:42-Führung reichte, lag am Abwehrverhalten. Die Mannen von Oren Amiel schafften es zu selten, die Penetration der Göttinger Guards (Frey, Brown, Martin) zu verhindern, die so immer wieder zu einfachen Lay-ups kamen. Ein weiterer Wehrmutstropfen für Brose dürfte die Foulbelastung gewesen sein. Akil Mitchell (vier) sowie Chris Sengfelder und Dominic Lockhart (je drei) gingen hoch foulbelastet in den zweiten Durchgang.
Nach dem Seitenwechsel setzten beide Mannschaften ihr Kopf-an-Kopf-Rennen fort. Da beide Seiten – auch aufgrund der strengen Linie der Referees – weiterhin ihren Offensivrhythmus suchten, konnte kein nennenswerter Vorsprung herausgespielt werden. So entwickelte sich zwar keine besonders hochklassige, aber eine von Kampf geprägte Partie, in der man beiden Seiten anmerkte, was auf dem Spiel stand. Dass Brose dennoch mit einem Vier-Punkte-Polster (65:61) in den Schlussabschnitt gehen konnte, lag an Omar Prewitt, der einen Dreier einnetzen konnte, und an Martinas Geben, der das Viertel mit Offensivrebound und Lay-up beendete.
Weiterhin angetrieben von seinem Guard-Trio schlug Göttingen nach der Viertelpause postwendend zurück, doch Bamberg hielt über Tomas Kyzlink, Christian Sengfelder und Omar Prewitt dagegen und legte zum zweiten Mal an diesem Abend einen 10:0-Run aufs heimische Parkett (75:67, 34. Min.). Göttingen ließ sich davon zwar nicht groß verunsichern und kämpfte weiter verbissen um den Sieg, hatte jedoch – genau wie Bamberg – nicht den allerbesten Wurftouch. Beide Seiten ließen aus allen Lagen etliche gute Chancen ungenutzt, wodurch die Partie spannend blieb und zusehends hektischer wurde. Dennoch gelang es den Gastgebern, u.a. durch zwei Prewitt-Dreier, sich bis zur Schlussminute eine Sieben-Punkte-Führung (84:77) zu erarbeiten.
Finale furioso in der Schlussminute mit Robinson-Wahnsinn
Was allerdings in den finalen Sekunden geschah, kann zunächst nur als kollektiver Kollaps der Brose-Boys bezeichnet werden. Binnen weniger Sekunden gab es einen Dreier von Göttingen (Brown), dann Ballverlust Omar Prewitt und Korbleger Nate Grimes. Es folgte ein vergebener Korbleger von Sengfelder im Fastbreak, ehe Tomas Kyzlink seiner Mannschaft mit seinem zweiten unsportlichen Foul einen Bärendienst erwies. Zwar traf Jeremiah Martin nur einen Freiwurf, doch der BG-Guard legte im folgenden Angriff direkt nach und brachte seine Farben mit 85:84 in Führung, die wiederum von Jeff Roberson mit zwei weiteren Freiwürfen noch auf 87:84 ausgebaut wurde.
Bamberg hatte noch sechs Sekunden zur Verfügung und es sollte die große Stunde von Justin Robinson schlagen. Ohne weitere Auszeit von Coach Amiel musste Bambergs „kleiner“ Guard den Ball nach vorne bringen, zögerte angesichts des zu erwartenden Fouls der Göttinger nicht lange und stieg zum Dreier hoch. Trotz Foul von Jeremiah Martin versenkte Robinson den Wurd und riss 2,2 Sekunden vor dem Ende mit dem „Wurf der Saison“ Freak City aus dem Sattel. Robinson setzte anschließend auch den Bonusfreiwurf und gewann diese Partie (88:87) für sein Team und die ganze Stadt – die Playoff-Hoffnungen leben weiter!
Brose Bamberg: Prewitt (21 Punkte), Dowe (16), Robinson (13), Kyzlink (10), Ogbe (8), Sengfelder (6), Geben (6), Mitchell (5), Lockhart (3)
BG Göttingen: Martin (24), Frey (14), Roberson (14), Brown (14), Grimes (9), Vargas (5), Kamp (3), Hujic (3), Hartwich (1), Mönninghoff
Fazit von Brose-Headcoach Oren Amiel:
„Manchmal benötigt man einfach Glück. Eigentlich hatten wir das Spiel im Sack, lagen mit sechs Punkten vorne bei noch einer Minute Spielzeit. Dann haben wir falsche Entscheidungen getroffen. Das Spiel muss uns eine Warnung sein. Was uns nach wie vor fehlt, ist Konstanz. Daran müssen wir weiter arbeiten. Aber, am Ende des Tages zählt nur das, was auf der Anzeigetafel steht. Und da steht, dass wir gewonnen haben. Und das dank eines Sensationswurfes von Justin Robinson. Ich freue mich für ihn, ich freue mich aber in erster Linie für die Fans, die diesen Sieg verdient haben.“