Brose Bamberg will bei wieder erstarkten Towers die Siegesserie ausbauen
Nach Pokal- und Nationalmannschaftspause nimmt die easyCredit Basketball Bundesliga zum Wochenende hin den Spielbetrieb wieder auf und läutet den Saisonendspurt ein. Auch für Brose Bamberg stehen noch einige „herausfordernde Wochen“ (Patrick Miller) an, die am Freitagabend um 19 Uhr mit dem Gastspiel bei den Veolia Towers Hamburg beginnen.
Die Towers – aktuell Tabellen-13. der Liga – sorgten Anfang der Woche für Aufsehen, als man nach zuvor länger anhaltenden Gerüchten die Trennung von Kendale McCullum bekanntgab. Diese ist dabei erwähnenswert, da der US-Aufbauspieler, der es in seinen 20 BBL-Einsätzen für die Norddeutschen durchschnittlich auf 15,8 Punkte und 5,5 Assists (jeweils teaminterne Topwerte) brachte, zu den besten Hamburgern bislang gehörte. Ersetzen soll ihn Jordan Davis, der vor gut zwei Wochen als Neuzugang in der Hansestadt präsentiert wurde. Der Combo Guard spielte zuletzt drei Jahre für UCAM Murcia in der spanischen ACB, dürfte deutschen Fans eventuell aber noch aus seiner Zeit bei RASTA Vechta ein Begriff sein. Für die Niedersachsen absolvierte er in der Spielzeit 2019/2020 elf Partien. Der 25-Jährige soll der Mannschaft von Benka Barloschky mehr Energie und Dynamik geben.
Hamburg im Aufwind
Exakt diese beiden Attribute ließen die Elbstädter vor allem zu Saisonbeginn häufiger vermissen, was vor wenigen Wochen auch dazuführte, dass der vorherige Assistant Coach Benka Barloschky den im Sommer aus Bayreuth gekommenen Raoul Korner als Headcoach ablöste. Zwar hatte auch Barloschky leichte Startschwierigkeiten, mit Siegen gegen Bayreuth und einem fulminanten 19-Punkte-Erfolg in München zeigte sich dann kurz vor der Spielpause die Hamburger Klasse. „Sie sind ein starkes Team, haben zuletzt gute Anpassungen am Kader vorgenommen. Das Spiel in München war enorm stark, da haben sie ihr Potenzial gezeigt, das den Tabellenplatz bei Weitem übersteigt“, hat auch Bambergs Patrick Miller Hamburgs aufsteigende Form erkannt. Nun hatte Hamburgs neuer „Chef“ noch einmal rund drei Wochen Zeit, um sein Team sich weiter finden zu lassen. Der Trainingsschwerpunkt lag dabei sicherlich auf der Neuintegration von Jordan Davis und der noch besseren Einpassung von Anthony Polite. Letztgenannter wechselte Mitte Januar vom französischen Meister und EuroLeague-Teilnehmer Villeurbanne in die Stadt an der Elbe und avancierte in seinen bislang sechs absolvierten Partien auf Anhieb zu einem sicheren Punktegaranten mit im Schnitt erzielten 13,3 Zählern.
In Hamburgs interner Scorerstatistik folgen hinter Polite Nationalspieler Lukas Meisner, der vorletzte Woche seine Vertragsverlängerung bekanntgab, mit 12,4 Punkten und Scharfschütze James Woodard (12,1 PpS bei 43,1 Prozent Dreierquote), der sich während der Spielpause jedoch im Training am Knie verletzte und nach Vereinsangaben mehrere Wochen ausfällt. Meisner ist mit durchschnittlich abgegriffenen 5,6 Abprallern Hamburgs bester Rebounder, während Ziga Samar mit im Schnitt verteilten fünf Assists diese Statistik teamintern anführt. Ein großer Schwachpunkt der Hansestädter waren bislang die durchschnittlich 16 Ballverluste (negativer Höchstwert aller BBL-Teams), die vor allem dann zustande kommen, wenn sie aggressiv verteidigt werden. Hinzu kommt noch eine magere Ausbeute von der Freiwurflinie, von wo die Towers als schlechtestes BBL-Team bislang lediglich 66,5 Prozent aller Versuche versenken konnten.
Die Hansestädter haben jedoch nicht nur zuletzt eine ansteigende Formkurve gezeigt, auch unter Raoul Korner blitzte die Qualität des Kaders hin und wieder auf, so wie im Hinspiel Ende Oktober des letzten Jahres. Diese konnten die Veolia Towers Hamburg dank einer überragenden Vorstellung von Kendale McCullum (27 Punkte) mit 76:66 für sich entscheiden. Zwar hat das aktuelle Team von Brose Bamberg mit dem aus dem vergangenen Oktober nur noch rudimentär zu tun, dennoch „sind wir gewarnt“, so Patrick Miller.
Bamberg will den Flow mitnehmen und im Playoff-Rennen bleiben
Auch das Team von Coach Oren Amiel hat sich in den vergangenen Monaten personell, aber vor allem spielerisch zum Positiven verändert. Aktuell weißen die Oberfranken wettbewerbsübergreifend eine Serie fünf Siegen auf und möchten diese natürlich gerne weiter ausbauen. Dies muss auch Bambergs Anspruch sein, will man weiterhin im Kampf um die Playoff-Plätze bleiben. „Es stehen herausfordernde Wochen an. Es geht in den Saisonendspurt. Dazu sind wir bereit. Wir haben die letzten Tage gut trainiert und wollen unsere Serie natürlich weiter ausbauen“, ist sich Patrick Miller der Bedeutung der kommenden Aufgaben bewusst und blickt noch einmal kurz auf die letzten Trainingseinheiten zurück. Nachdem das Team zu Beginn der Pokal- und Nationalmannschaftspause fünf freie Tage zur Regeneration hatte, legte Coach Amiel den Fokus in den vergangenen Trainingseinheiten auf die Implementierung neuer und Festigung bestehender Systeme, wofür er bis auf Gabriel Chachashvili, der bei der israelischen Nationalmannschaft weilte und erst seit Mittwoch wieder in Bamberg ist, alle Mann an Bord hatte.
Ziel von Brose Bamberg, das sich mit einem 97:77-Erfolg über Ulm, wo man im Hinspiel seine bislang letzte Niederlage kassierte, in die Pause verabschiedete, ist es, den Flow der vergangenen Partien mit in das Duell gegen Hamburg zu nehmen. Worauf es in der Hansestadt spielerisch ankommt, weiß Patrick Miller, der seine Mannschaft aktuell punkte- und assistmäßig anführt: „Wir dürfen sie nicht ins Laufen kommen lassen, müssen sie frühzeitig attackieren. Selbst müssen wir es wieder schaffen, defensiv diszipliniert zu stehen und in der Offensive den freien Mann zu finden.“
Aus der Elbmetropole reisen die Brose-Boys noch in der Nacht direkt weiter nach Berlin, wo am Samstagmorgen bereits der Flieger Richtung Tallinn startet. In der estnischen Hauptstadt steht dann am kommenden Montag das nächste richtungsweisende Spiel auf dem Programm, wenn die Bamberger im Viertelfinalhinspiel des FIBA Europe Cups auf BC Kalev/Cramo treffen. Anschließend geht es am übernächsten Wochenende nochmals auswärts gegen den SYNTAINICS MBC (11.3.), bevor es am 15. März um 20 Uhr wieder in heimischer BROSE ARENA zur Sache geht und Kalev/Cramo zum entscheidenden Rückspiel um den Einzug ins FEC-Halbfinale in Bamberg zu Gast ist.