Stadtrat bremst Bamberger ICE-Streckenausbau ab

Stadtrat bremst Bamberger ICE-Streckenausbau ab
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Einstimmiges Votum für externes Gutachten – Aufschub um sechs Monate

Die Gespräche im Trassenfindungsprozess zwischen der Domstadt und der DB Netz gehen weiter, das Warten auf eine Lösung auch. Nun soll ein externer Prüfer die Entscheidung über den möglichen Ausbau erleichtern.

Bis März wollte die DB Netz Klarheit in Sachen Trassenfindung. Oberirdische Durchfahrung oder eine Tunnellösung in einer kurzen/langen Variante wurden in 2016 kontrovers diskutiert. Soweit der Fahrplan. Bei einer Entscheidung, die sich derart einschneidend in die Außenwirkung der Welterbestadt gräbt, will man seitens der Stadträte freilich nichts überstürzen.

Bahnhof Bamberg

Die Trassendiskussion in Bamberg hält an.

Einstimmig votierte das Gremium nach einer Mammutsitzung am Dienstagabend dafür, die Notwendigkeit des Ausbaus und die verschiedenen Lösungswege durch einen externen, überparteilichen Gutachter prüfen zu lassen. Während die DB Netz aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus zur oberirdischen Durchfahrung tendiert, wird von städtischer Seite die Tunnellösung wertgeschätzt. Ob der Deal einer sogenannten Nulllösung, also ein Erhalt der aktuellen Zweigleisigkeit, mit der Bahn zu machen ist und dafür der Lärmschutz an der Bestandstrecke verbessert wird, ist mehr als fraglich, denn: Über allem schwebt das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8, welches München und Berlin in knapp vier Stunden via ICE verbinden soll. Von Norden und Süden wurden Fakten geschaffen, die Domstadt ist aktuell ein Flaschenhals auf der Strecke.

Die Kosten für die angestrebte Zeitersparnis sind so oder so gewaltig. Bernhard Leiter, Sachgebietsleiter für Verkehrsplanung im Stadtplanungsamt, rechnet mit rund einer Milliarde für die oberirdische Variante und etwa 1,3 Milliarden für den Tunnel. Der städtische Anteil liegt im Rahmen von 30–40 Millionen. Auch die Bauzeit wird die Welterbestadt vor eine jahrelange Herausforderung stellen. Anders als zwischen Hallstadt und Breitengüßbach kann die Strecke in Bamberg nicht komplett gesperrt werden.

Vor Ort wird unter „rollendem Rad“ gebaut, wobei die oberirdische Lösung rund acht Jahre, der Tunnel bis zu zwölf Jahre benötigt. Allein an einen Kompromiss aus drei Gleisen glaubt Leiter nicht: „Wenn man Geld in die Hand nimmt und baut, dann viergleisig. Drei Gleise wären betrieblich schwer abzubilden – Züge verkehren schließlich immer in zwei Richtungen.“

Externes Gutachten binnen sechs Monaten erwartet

Den vom Freistaat zu bestellenden S-Bahn-Haltepunkt im Bamberger Süden sieht Leiter unabhängig von diskutablen Annahmen über Zuwächsen im Güterverkehr, eher beim Ausbau ohne Tunnel gegeben: „Ein zusätzlicher Haltepunkt im Nahverkehr ist betrieblich nur haltbar, wenn – wie im viergleisigen Fall – kein anderer Zug auf der Strecke in den Bahnhof fährt. Es wird teurer, wenn man einen Deckel draufmacht, zudem wäre eine Sortierung der Züge im Vorfeld des Tunnels aufwendig.“

Auch in puncto Lärmschutz ist noch keine Lösung in Sicht. Die DB Netz wendet im laufenden Planfeststellungsverfahren die Schallschutzverordnung von 1990 an. Die Stadt fordert eine zeitintensive Neuansetzung, um die von 2015 zur Anwendung zu bringen. Indes: Bei einer Fertigstellung um das Jahr 2030 wäre eine Berechnung von 1990 schwer kommunizierbar.

Das neue Gutachten ist binnen sechs Monaten zu erwarten. Es soll den Räten als Entscheidungsgrundlage dienen und Klarheit über die Durchführbarkeit des S-Bahnhalts Bamberg Süd bringen. Konsensorientierung besteht weiterhin, ein Königsweg beim Trassenausbau ist laut Leiter hingegen nicht in Sicht.