Brose Bamberg will den Heimvorteil zurückholen
Nach der überraschenden Playoff-Auftaktniederlage gegen die Telekom Baskets Bonn steht Brose Bamberg vor dem zweiten Viertelfinal-Spiel am Mittwochabend (20 Uhr) bereits unter Zugzwang. Ein Sieg des deutschen Meisters im Bonner Telekom Dome ist fast überlebenswichtig, denn ein 0:2 käme beinahe einer Vorentscheidung gleich.
Noch ist aus Sicht der Oberfranken aber lange nichts verloren. Nüchtern betrachtet, ist man in Freak City solch klassische Fehlstarts in die Postseason fast schon gewohnt. In ihrer langen Playoff-Historie starteten Bamberger Mannschaften fast regelmäßig mit Heimniederlagen: 2015 verlor man das erste Final-Heimspiel gegen die Bayern-Basketballer, 2014 gab es zum Start ins Viertelfinale einen Ausrutscher gegen Artland Dragons, 2013 waren es erneut die Münchner Bayern, die Brose im Halbfinale zunächst den Heimvorteil klauten und 2012 – wiederum im Viertelfinale – kassierten die Domstädter einen Warnschuss zum Playoff-Start, der Gegner damals: Bonn. Abgesehen von der 2014er Serie gegen Quakenbrück konnte das Brose-Team aber in jedem Jahr postwendend zurückschlagen und sich den Heimvorteil wieder zurückholen – am Ende stand auch jeweils die Meisterschaft. Klappt das am Mittwoch erneut?
Spiel eins: Offense hui, Defense pfui
Um diese Frage mit einem „Ja“ beantworten zu können, muss sich das Team von Andrea Trinchieri vor allem in der Defense enorm steigern. Seit dem Amtsantritt des Italieners hat Bamberg im nationalen Wettbewerb zum ersten Mal überhaupt in eigener Halle 93 Punkte kassiert. Wie wenig Zugriff die Bamberger Abwehrreihe auf Bonns Offensivwirbel hatte, lässt sich auch an der Zahl der Bonner Ballverluste ablesen. Die sechs Turnover der Rheinländer aus Spiel eins sind ebenfalls ein einmaliger Wert in Bamberger Heimspielen unter Andrea Trinchieri. Auch Trinchieris Landsmann, Nicoló Melli, legte nach der Analyse den Finger schonungslos in die offene Wunde: „Vor allem in der Verteidigung waren wir nicht präsent. Das müssen wir am Mittwoch abstellen. Dann wird alles wieder gut werden.“
Mit der eigenen Offensivleistung kann der Titelverteidiger indes zufrieden sein. Neben dem klar gewonnenen Reboundverhältnis (36:29) hatte Bamberg auch die bessere Wurfquote aus dem Feld (54,1 FG% vs. 50,8 FG%) vorzuweisen. Vor allem Nicoló Melli, der sich aufgrund der anstrengenden Euroleague-Saison in der Liga des öfteren zurückgehalten hatte, präsentierte sich am vergangenen Sonntag in Playoff-Form und avancierte mit 21 Punkten und neun Rebounds zum effektivsten Bamberger.
Brose muss defensive Intensität wiederfinden
Dennoch liegt der Schlüssel zu Spiel zwei in der Verteidigung: Unter dem Korb konnte Melli trotz guter Offensive seinen Gegenspieler nicht halten. So ist es kein Wunder, dass mit Kenneth Horton (17 Punkte, 12 Rebounds) auch bei Bonn der Power Forward der effektivste Spieler war. Auch Bonns Playmaker Josh Mayo, der 40 Minuten durchspielte, und der Ex-Bamberger Ryan Thompson konnten gegen ihre Gegenspieler Janis Strelnieks/Maodo Lô und Fabien Causeur nach Belieben schalten und walten.
Trotz der Bonner Gala zum Playoff-Auftakt weiß man in Bamberg genau, wie man die Rheinländer in die Knie zwingen kann. In der Hauptrunde zeigten die Brose-Boys auch schon, wie man vor den fast 6000 euphorischen Magenta-Fans bestehen und den Sieg aus dem Telekom Dome entführen kann. Daran gilt es am Mittwochabend anzuknüpfen.
Ob Nikos Zisis, der am letzten Sonntag ebenso wie Kapitän Elias Harris und der erkrankte Vladimir Veremeenko fehlte, seinem Team dabei wieder helfen kann, ist noch unklar.