Wir wenden uns nun der Alten Hofhaltung zu. Sie war die Burg der Babenberger Brüder ( Adalbert, Adalhard und Heinrich) und kann als Keimzelle Bambergs bezeichnet werden, die erste Erwähnung des Castrums erfolgte im Jahr 902.
Die Babenberger Brüder waren recht streitbare Gesellen, die sich blutige Fehden mit den Konradinern, einem anderen Fürstengeschlecht, um die Vorherrschaft in Franken lieferten. Von den Babenbergern fielen zunächst Adalhard und Heinrich, später im Jahr 906 wurde dann Adalbert gefangen genommen und anschließend enthauptet. Damit war das fränkische Geschlecht der Babenberger ausgelöscht. Es gab jedoch noch einen Familienzweig in der damaligen Ostmark, dem heutigen Österreich, wo die Babenberger noch für einige Zeit die maßgeblichen Herrscher gewesen sind. Nach dem Tod des letzten Babenbergers fiel die Burganlage an das Reich und kam über verschiedene Stationen an den späteren Kaiser Heinrich, der sie zu seiner Lieblingsburg erklärte.
Wir finden hier eine vollständige Burganlage vor, die von der Schmiede, einer Brunnenanlage, den Speicherhäusern, Gesinderäumen und einer Gerichtslinde, sowie zwei Kapellen und vielem anderen alles beherbergt, was in der damaligen Zeit zum Leben notwendig war. Heinrich II. ließ im Langbau der Hofhaltung den sogenannten Reichssaal einrichten, der nur ihm zur Verfügung stand. Weiterhin wurde die achteckige St. Andreas-Kapelle erbaut. Früher dürfte auch eine direkte Verbindung zum Dom bestanden haben. Eine zweite Kapelle, die Thomaskapelle, die sich im verbliebenen Untergeschoss der ehemaligen Hohen Warte befindet, ist vermutlich im Jahr 1020 von dem in Bamberg weilenden Papst Benedikt VIII. geweiht worden. Nach dem Tod Kaiser Heinrichs wurde die Hofhaltung mehrfach umgebaut, sie diente als Ort für Reichstage und später als bischöfliche Hofhaltung.
Schoene Pforte
Der jetzige Bau entstammt der Renaissance und am Fuß des kleinen Rippengewölbes unter dem Erker hat sich der Steinmetz und Baumeister Erasmus Braun selbst dargestellt. Bemerkenswert ist auch das Portal, die „Schöne Pforte“. In dem Bilderfeld über dem Hauptbogen erkennt man das Kaiserpaar, das ein Dommodell hält, bei dem das Aussehen der Turmkappen vor der Barockisierung gut zu sehen ist. Interessant sind auch noch die zwei liegenden Figuren, jeweils ganz außen. Es handelt sich dabei um Allegorien auf die beiden Flüsse, die für Bamberg wichtig sein. Der behaarte Mann links stellt den Main dar und die behaarte Frau rechts, die Regnitz. Gleichzeitig sind die zwei Flüsse auch noch charaktermäßig beschrieben worden. Zu Füssen des Mannes liegt ein schlafender Hund. Der Main kommt bekanntlich langsam und träge daher, was durch das müde Tier ausgedrückt wird. Die Regnitz, die immer ein sehr lebendiger Fluß war, oft ihren Lauf gewechselt und Hochwasser gebracht hat, wird durch ein spielendes Kind charakterisiert.
Eingänge zu den Kapellen
Wir betreten nun kurz den Hof dieser alten Burganlage. Noch heute wird er für kirchliche Zwecke genutzt, man hält hier das Kunigunden- und Heinrichsfest ab. Ein ganz wichtiger Verwendungszweck ist aber der für die jährlichen Calderon-Festspiele. In der südlichen Ecke wird die Zuschauertribüne aufgebaut und der restliche Hof dient als Bühne. Daß dabei natürlich ein ganz anderes „Feeling“ aufkommt, als auf einer vergleichsweise kleinen Bühne in einem Theatergebäude, dürfte unbestritten sein.
In den Gebäuden der Alten Hofhaltung ist das Historische Museum untergebracht, mit vielen Exponaten aus der Bamberger Stadtgeschichte. Weiterhin werden laufend Ausstellungen gezeigt und somit erfüllen die alten Räumlichkeiten noch heute ihren Zweck. In der westlichen Ecke des Hofes ist die Dombauhütte untergebracht. An dem Sandsteingefüge des Domes sind ständig Reparaturen auszuführen und für die Einwohner von Bamberg ist es schon ein seltener Anblick, den Dom einmal ohne Gerüst zu sehen.
Beim Verlassen der Hofhaltung sei noch auf die ehemalige „Tattermannsäule“ aus dem Jahr 1240 hingewiesen, die sich bis zum Jahr 1779 auf dem Domplatz, fast unmittelbar vor der Hofhaltung, befunden hat. Auf alten Stichen ist diese Säule noch zu sehen und zu Kaiser Heinrichs Zeiten wurde diese Stelle als „umbiculus“, Nabel oder Mittelpunkt des Reiches, bezeichnet. Reste dieser Säule sind im historischen Museum zu besichtigen.
Zuletzt sei noch an ein Verbrechen erinnert, das am 21. Juni 1208 in der Alten Hofhaltung verübt wurde. Zu einer Hochzeitsfeier weilte König Philipp II. von Schwaben in Bamberg und dabei wurde er von dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach mit dem Schwert umgebracht. Diese Tat hatte auch für Bamberg unmittelbare Folgen. Man verdächtigte Bischof Eckbert der Mitwisserschaft und dieser mußte aus der Stadt ins Exil fliehen. Erst nach einiger Zeit stellte sich heraus, daß der Verdacht unbegründet war, der Bischof wurde rehabilitiert und konnte zurückkehren.