Dieses Rathaus steht mitten im Fluß, was einmalig in Deutschland sein dürfte. An der Fassade des Brückenturmes fallen zunächst die Rokoko-Balkone auf und darüber ein Wappen, das auf einen der letzten Fürstbischöfe von Bamberg hindeutet. Es handelt sich dabei um Franz Konrad Graf von Stadion und Thannhausen, der bis 1757 residierte. Das fürstbischöfliche Wappen zeigte früher an, wessen Herrschaftsbereich man nach dem Durchqueren des Rathauses betrat. Im Langbau des Alten Rathauses befindet sich im ersten Stock ein Rokokosaal, der für Empfänge der Stadt Bamberg genutzt wird, im Erdgeschoß ist die Porzellansammlung Ludwig als Dauerausstellung untergebracht. Nachdem man das Rathaus durchquert hat, zeigt ein Blick zurück das Wappen mit dem Stadtritter St. Georg, das als Kopie am Brückenturm auf der Bergseite angebracht ist.
Mittendrin
Warum steht nun dieses Gebäude mitten im Fluss? Das Rathaus zeigt eine Grenze an und zwar die der bischöflichen zur bügerlichen Stadt. Es wird berichtet, daß sich die Bürger ein Rathaus bauen wollten, aber keinen Grund dafür bekamen, deshalb baute man eine bereits damals bestehende Brückenanlage aus und an den Brückenturm wurde das sog. „Rottmeisterhäuschen“ angesetzt. Die erstmalige Erwähnung des Marktbetriebes beim Rathaus erfolgte im Jahre 1268, die des Rottmeisterhäuschens im Jahr 1386. Dieser Fachwerkbau diente den Rottenführern der frühen „Polizeikräfte“ als Unterkunft.
Der Rokoko-Saal & die Sammlung Ludwig
Im Obergeschoß des Langbaus befindet sich der sog. „Rokokosaal“, der für Empfänge der Stadt Bamberg und Festsitzungen des Stadtrates dient. Im Erdgeschoß wurde im Jahr 1995 eine Dauerausstellung mit Porzellan und Fayencen aus der Sammlung des verstorbenen Professors Ludwig eingerichtet.
Fresken, Malerei & Plastisches
Dem Betrachter fallen sofort die ausgedehnten Fresken an den Flanken des Alten Rathauses auf. Die Malereien stammen von dem Künstler Anwander, der sie im Jahr 1755 schuf. Die Fresken zeigen auf der Seite zur Bergstadt die vier Elemente und auf der anderen Seite die vier Jahreszeiten, alles aber in Allegorien. Weiterhin werden gute und schlechte Eigenschaften des Menschen dargestellt und man kann hier zu der Ansicht gelangen, daß Anwander dem Bischof und der Geistlichkeit, sowie den Bürgern, jeweils einen Spiegel vorhalten wollte. Interessant ist hier, daß die Malerei teilweise ins Plastische übergeht, so steht ein Engelsbein hervor, ein Fenster ist teilweise mit einem Vorhang verhüllt und kleine Engel schweben an der Seite.
Ein paar Worte zur Standfestigkeit
Zur Konstruktion des Alten Rathauses sei noch erwähnt, daß es eigentlich auf recht lockerem Untergrund, dem Schwemmsandgebiet der Regnitz, steht. Um hier ein festes Fundament zu schaffen, trieb man Hunderte von Eichenpfählen in den Grund und auf diesen steht das Rathaus noch heute. Daß die Kontruktion recht haltbar ist, beweist die Tatsache, daß von 1897 bis 1922 die Bamberger Straßenbahn mit zwei Linien durch das Alte Rathaus führte, und weiterhin lief über die Obere Brücke die normale Straße mit Omnibus- und Lastwagenverkehr. All das hat das Gebäude ausgehalten. Die Standfestigkeit ist nicht zuletzt auf die Eigenschaft des Eichenholzes zurückzuführen, daß es im Wasser, also unter Luftabschluß, im Laufe der Zeit so fest wie Beton wird.